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tiefsten Eindruck. Jetzt zuerst begrüßten deutsche Volkslieder den Sieger
mit dem Namen des „Großen Kurfürsten."
z. (Eroberung von Vorpommern. Der Kurfürst setzte mit Unter¬
stützung einiger norddeutscher Fürsten und Dänemarks den Feldzug gegen
die Schweden fort. Am Ende des Jahres 1675 hatten die Verbündeten
den Schweden fast alle ihre deutschen Besitzungen abgenommen; nach sehr
langer Belagerung und tapferer Verteidigung ergab sich zuletzt auch Stettin.
Am 27. Dezember 1677 öffneten seine Bürger dem Kurfürsten die Tore:
„er möge ihren hartnäckigen Widerstand verzeihen, sie hätten der Krone
Schweden ihre Schuldigkeit getan; mit gleicher Treue würden sie zu dem
Kurfürsten stehen, der jetzt ihr Landesherr werde."
4. Der Krieg in Preußen 1679. Da die Schweden all ihres
deutschen Gebietes beraubt waren, versuchten sie dem Kurfürsten von einer
andern Seite her zu schaden, indem sie von Livland aus einen Einfall in
Preußen machten. Doch Friedrich Wilhelm war auch hier bald zur Stelle.
Mitten im strengsten Winter (Anfang Januar 1679) ließ er seine besten
Truppen nach Preußen abmarschieren und folgte ihnen, obwohl er von Gicht-
schmerzen arg geplagt wurde. Schon die Nachricht von seiner Ankunft
bewirkte den Rückzug der Feinde; in eisiger Winterkälte verfolgte er sie mit
feiner Reiterei und den Fußtruppen, die ans 1000 Schlitten befördert
wurden, über das Frische und Kurische Haff.
5. Friede von St. Germain 1679. So hatte Friedrich Wilhelm
Preußen errettet und sich wie seinem Heere neuen, reichen Ruhm erworben.
Dennoch ging ihm der Lohn für so viel Anstrengungen, das eroberte Vor¬
pommern, durch die Treulosigkeit seiner Verbündeten wieder verloren. Sie
schlossen (außer Dänemark) einer nach dem andern Frieden mit Frankreich.
So mußte denn Brandenburg, das allein den Kampf mit Ludwig XIV.
nicht aufnehmen konnte, im Frieden von St. Germain den Schweden
ganz Vorpommern zurückgeben. Mit bitterem Schmerze unterzeichnete
Friedrich Wilhelm die Friedensurkunde. Es wird erzählt, daß er eine
Denkmünze habe prägen lassen, auf der die Worte standen: „Möchte dereinst
aus meinen Gebeinen der Rächer erstehen!"
§ 12. Zerwürfnis und Wersöhnung mit dem Kaiser.
pic Gurken vor Wien.
1. Spannung zwischen Brandenburg unb Österreich. Nicht nur,
daß der Kaiser in diesem Friedensschluß den Kurfürsten so schmählich im
Stich gelassen hatte, auch schon vorher hatte er ihm eine bittere Ent¬
täuschung bereitet. Als nämlich 1675 das Haus der Herzoge von Liegnitz,
Brieg und Wohltut ausgestorben war und Friedrich Wilhelm von diesen
Ländern Besitz zu nehmen gedachte, die ihm aus Grund des Erbvertrages
Joachims II. zukamen (s. § 7), zog sie der Kaiser selbst als erledigte böh¬
mische Lehen ein.