Preußens Demütigung. 69
fordernd gegen Preußen auf. Dies sollte Ansbach-Bayreuth an Bayern,
Napoleons Verbündeten, und die Reste seiner niederrheinischen Besitzungen,
die kleveschen Lande mit Wesel, an Frankreich abtreten. Aus dem Reste
dieser ehemaligen Herrschaft Preußens im Westen und unserm engern Heimat¬
lande, dem Herzogtum Berg, wurde das Großherzogtum Kleve-Berg gebildet.
Napoleons Schwager Murat wurde Großherzog. Im März 1806 hielt er
seinen Einzug in Düsseldorf.
Als Entschädigung wurde Friedrich Wilhelm III. Hannover angeboten.
Es blieb ihm weiter nichts übrig, als diese Abmachungen anzuerkennen.
Folge davon? Preußen geriet mit England in Feindschaft; denn Hannover
gehörte damals zu England. Friedrich Wilhelm III. war nun im Ernstfälle
nur noch auf die Hilfe Österreichs angewiesen. Aber ob dieses besondere Lust
verspürte, nochmals gegen Frankreich Krieg zu führen?
Napoleon fiel es gar nicht ein, sein Versprechen zu erfüllen. Da es ihm
sehr daran lag, mit England Frieden zu bekommen, hatte er diesem heimlich
Hannover angeboten. Aber dazu war er doch nicht berechtigt, Hannover war
doch preußischer Besitz? Darum kümmerte sich Napoleon nicht; das Versprechen
Preußen gegenüber sollte eben ungültig sein. Wie ist darüber zu urteilen?
Es war eine Verhöhnung Preußens, eine Verletzung des Völkerrechts, eine
dreiste Herausforderung.
Als der Rheinbund geschlossen worden war, plante Friedrich Wilhelm III.
die Gründung eines norddeutschen Bundes. Napoleon kam diesem Plan
fördernd entgegen, ja er forderte den König von Preußen sogar amtlich dazu
auf. Diesem Nordbunde sollten alle am Rheinbünde noch unbeteiligten Staaten
Deutschlands beitreten. Aber dadurch stärkte doch Napoleon die Macht des
Gegners? Er bewies bald darauf, daß er nur ein Ränkespiel mit Preußen
trieb. Alle preußischen Einigungsbestrebungen Hintertrieb er in hinter¬
listiger Weise.
Welche Wirkung übten diese Erfahrungen, diese Doppelzüngigkeit Napo¬
leons, auf Friedrich Wilhelm III. aus? Er fühlte sich tief verletzt; er war
über eine solche hinterlistige und schnöde Behandlung erbittert. Da durfte er
Preußens Ehre nicht weiter aufs Spiel setzen. Er erklärte an Frankreich den
Krieg und forderte die unverzügliche Räumung Süddeutschlands.
Üb erschrist?
Zusammenfassung: Die Ursachen des Krieges.
2. Wie verlies d er Kampf?
a) Napoleon hatte auf die Kriegserklärung nicht erst gewartet. Schon
ehe sie eintraf, hatte er große Truppenmassen aus Frankreich herbeigezogen.
Dazu kamen noch die Truppen der Rheinbundstaaten. In Eilmärschen eilten
die Franzosen gegen die Mitte Deutschlands vor und standen bald im Herzen
von Thüringen und Franken, im Süden des Thüringer Waldes. Die Preußen
harten in drei Heerhaufen an der Nordseite desselben Aufstellung genommen.
Prinz,Louis Ferdinand stand mit der Vorhut südlich der
Hauptarmee. In den kleinen umbuschten Tälern südlich der Schwarza rückten
die Preußen vor; von den Höhen bei Hohen-Eichen stiegen die Franzosen zu
Tal. Einige Unterfeldherren gaben dem Prinzen den Rat, schleunigst umzu¬
kehren und sich der Hauptmacht anzuschließen. Doch Louis Ferdinand wollte
nicht weichen; todesmutig stürmte er dem Feinde entgegen. „Fünf Schwadronen
führend, warf er sich auf zwei französische Husarenregimenter. Die preußischen