Full text: Der Weltkrieg (Teil 3)

— 3 — 
den morschen Habsburgerstaat zertrümmern und zerstückeln. Aber ein 
Mann in Österreich wird das nicht zulassen. Das ist der Thronfolger 
Erzherzog Franz Ferdinand. Das ist ein Feind der Serben, ein 
überaus kluger und kraftvoller Mann. Der ist sehr wohl imstande, 
Österreichs Zerfall aufzuhalten und den schon wankenden Kaiserstaat 
neu aufzurichten in seiner alten Macht und Herrlichkeit. Dann aber 
ist es vorbei mit unsern Ansprüchen an die Adriaküste; dann bleiben 
wir ewig abgeschlossen vom Meere. Dann ist es auch vorbei mit einem 
Großserbien, und Serbien bleibt ewig ein Zwergstaat. Darum ist dieser 
Thronfolger der größte Feind Serbiens. Darum muß er fallen. Soll 
Serbien leben, muß der Erzherzog Franz Ferdinand sterben. 
So bildete sich in Serbien, in Belgrad eine Verschwörung gegen das 
Leben des österreichischen Thronfolgers. Ihr gehörten sogar serbische 
Offiziere und Beamte an. Die serbische Regierung wußte alles. Sie 
unterdrückte aber nicht im geringsten die Verschwörung; im Gegenteil, 
sie begünstigte sie heimlich, obwohl das alles im Widerspruch zu ihrem 
Versprechen von 1909 war. Nun begab sich gegen Ende Juni 1914 der 
Thronfolger Franz Ferdinand nach Bosnien, um den dortigen Manövern 
beizuwohnen. Daran sollten sich Besuche in der bosnischen Hauptstadt 
Serajewo anschließen. Das alles erfuhren die serbischen Verschwörer 
rechtzeitig. Sie hatten in Bosnien und namentlich in Serajewo selbst 
zahlreiche Helfershelfer, Mitwisser und Mitverschworene, namentlich 
auch unter den Zöglingen höherer Schulen. So beschlossen die Ver¬ 
schwörer: Der österreichische Thronfolger wird in Serajewo ermordet. 
Nun bestimmten die Verschwörer diejenigen, welche den Mord ausführen 
sollten. Um ganz sicher zu gehen, wurden viele dazu auserkoren. Der 
eine erhielt Bomben, der andere Revolver, der dritte Pistolen. Sie 
mischten sich unter die Zuschauer, ihre Spießgesellen stellten sich natürlich 
um sie herum, um sie zu unterstützen und zu schützen. Als nun der 
Erzherzog Sonntag den 28. Juni im Auto in Serajewo einfuhr, da 
warf ein Verschwörer (Gabrinowitsch) eine Bombe nach ihm. Doch der 
Erzherzog Franz Ferdinand hatte Geistesgegenwart genug, sie beiseite 
zu stoßen. Sie platzte, ohne ihn zu verletzen. Nun fuhr er schnell zum 
Rathaus. Leider setzte er dann unbekümmert um jede Gefahr die Rund¬ 
fahrt durch die Stadt fort. Da erschoß ein betörter und gedungener 
bosnischer Serbe (Printschip), ein Gymnasiast, den Thronfolger famt 
seiner Gemahlin. Das war die grause Tat, welche den allernächsten 
Anlaß zum Weltkriege gegeben hat. 
3. Österreichs Vorgehen gegen Serbien. 
Der schändliche Mordplan war in Belgrad ausgeheckt worden. Die 
Bomben stammten aus serbischen Waffenmagazinen. Ein serbischer 
Major (Tankkositsch) hatte den Plan entworfen und den Mördern Mi¬ 
litärbomben und Pistolen verschafft und sie im Schießen und Bomben- 
werfen geübt. Die serbischen Zollwächter ließen die Mörder mit ihren 
l*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.