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den morschen Habsburgerstaat zertrümmern und zerstückeln. Aber ein
Mann in Österreich wird das nicht zulassen. Das ist der Thronfolger
Erzherzog Franz Ferdinand. Das ist ein Feind der Serben, ein
überaus kluger und kraftvoller Mann. Der ist sehr wohl imstande,
Österreichs Zerfall aufzuhalten und den schon wankenden Kaiserstaat
neu aufzurichten in seiner alten Macht und Herrlichkeit. Dann aber
ist es vorbei mit unsern Ansprüchen an die Adriaküste; dann bleiben
wir ewig abgeschlossen vom Meere. Dann ist es auch vorbei mit einem
Großserbien, und Serbien bleibt ewig ein Zwergstaat. Darum ist dieser
Thronfolger der größte Feind Serbiens. Darum muß er fallen. Soll
Serbien leben, muß der Erzherzog Franz Ferdinand sterben.
So bildete sich in Serbien, in Belgrad eine Verschwörung gegen das
Leben des österreichischen Thronfolgers. Ihr gehörten sogar serbische
Offiziere und Beamte an. Die serbische Regierung wußte alles. Sie
unterdrückte aber nicht im geringsten die Verschwörung; im Gegenteil,
sie begünstigte sie heimlich, obwohl das alles im Widerspruch zu ihrem
Versprechen von 1909 war. Nun begab sich gegen Ende Juni 1914 der
Thronfolger Franz Ferdinand nach Bosnien, um den dortigen Manövern
beizuwohnen. Daran sollten sich Besuche in der bosnischen Hauptstadt
Serajewo anschließen. Das alles erfuhren die serbischen Verschwörer
rechtzeitig. Sie hatten in Bosnien und namentlich in Serajewo selbst
zahlreiche Helfershelfer, Mitwisser und Mitverschworene, namentlich
auch unter den Zöglingen höherer Schulen. So beschlossen die Ver¬
schwörer: Der österreichische Thronfolger wird in Serajewo ermordet.
Nun bestimmten die Verschwörer diejenigen, welche den Mord ausführen
sollten. Um ganz sicher zu gehen, wurden viele dazu auserkoren. Der
eine erhielt Bomben, der andere Revolver, der dritte Pistolen. Sie
mischten sich unter die Zuschauer, ihre Spießgesellen stellten sich natürlich
um sie herum, um sie zu unterstützen und zu schützen. Als nun der
Erzherzog Sonntag den 28. Juni im Auto in Serajewo einfuhr, da
warf ein Verschwörer (Gabrinowitsch) eine Bombe nach ihm. Doch der
Erzherzog Franz Ferdinand hatte Geistesgegenwart genug, sie beiseite
zu stoßen. Sie platzte, ohne ihn zu verletzen. Nun fuhr er schnell zum
Rathaus. Leider setzte er dann unbekümmert um jede Gefahr die Rund¬
fahrt durch die Stadt fort. Da erschoß ein betörter und gedungener
bosnischer Serbe (Printschip), ein Gymnasiast, den Thronfolger famt
seiner Gemahlin. Das war die grause Tat, welche den allernächsten
Anlaß zum Weltkriege gegeben hat.
3. Österreichs Vorgehen gegen Serbien.
Der schändliche Mordplan war in Belgrad ausgeheckt worden. Die
Bomben stammten aus serbischen Waffenmagazinen. Ein serbischer
Major (Tankkositsch) hatte den Plan entworfen und den Mördern Mi¬
litärbomben und Pistolen verschafft und sie im Schießen und Bomben-
werfen geübt. Die serbischen Zollwächter ließen die Mörder mit ihren
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