Full text: Vaterländische Geschichte

— 97 
Abgaben 31t entrichten. 9Jlan hot auSgeredjnet, bafj fie fiebenmal 
mehr Steuern gatjlten al§ ihre SftacPommen im heutigen granfreid); 
e§ gab fogar dauern, bie oier fünftel i^re§ ©infommenS t)er= 
geben mußten. 
Unb biefe ungeheuren Abgaben bienten gum größten Xeil ba^u, 
bie Soften für ba§ oerfc^raenberifdje ßeben be§ Äönig§^ofe§ 3U becfen. 
SBo§ griebridj ber ©rofie für feinen $ofhaIt im gangen 3af)re ge= 
brauste, ba§ reichte für ben frangöfififjen faum auf ein paar Xage. 
$)a fonnte e§ benn nidjt rounbernehmen, baft bie SSebrüdten auf 
ifjre Unterbrüder fefjr erbittert maren. Unb biefe (Erbitterung mürbe 
noch gefc^ürt burd) bie äöerfe ^eroorragenber ©djriftfteller. 2)er ©enfer 
Pouffe au fteHte bie ßel)re auf, baft alle Sftenfdjen glcit^ feien, baft 
e§ alfo !eine Könige unb feine Abeligen geben bürfe. Auch fagte er, 
ba§ Sßolf bürfe fid) nidjt befjerrfdjen laffen, fonbern müffe fid) felbft 
regieren; benn e§ miffe immer am beften, ma§ ihm nottue. ©oldje 
ßehren regten bie ßeute mächtig auf. 3e£t erft mürbe Bürgern unb 
Säuern Har, meld)e§ fernere 2o§ fie 3U tragen Ratten, unb immer 
lauter mürbe ber 5tuf nadj Befferung. £)a tat ber £önig im ^ö^re 1789 
einen Stritt, beffen gemaltige folgen niemanb atjnte. 
2. 2>er 2lu§brud). ^onig ßubmig XVI. mar als .Qmansigjähriger 
3ur Regierung gefommen. (Sr fjatte ben reblid)ften SBiEen, feinem 
SBoIfe 3U Reifen; aber e§ fef)(te ihm bie !£atfraft. ©ern I)ätte er 
gefpart, um bie ungeheuren ©djulben be§ ©taateS 3U oerringern; 
boclj feine TebenStuftige ©emafjtin 3Jlarie Antoinette, eine Xochter 
ÜDtaria Xfjerefiag, gab e§ nicht 3U. ©0 ftiegen bie ©taat§fdjulben in§ 
Unermeßliche, unb bie ©innahmen maren fdjon auf 3ahre h™au§ 
oerpfänbet. 
At§ e§ fchlieftlidj nid^t mehr meiter ging, riet ^inangminifter 
Reefer bent Könige, bie Reichs ft änb e 3U berufen. ©§ maren bie§ 
bie Vertreter ber brei ©tänbe be§ AbelS, ber © et ft It dj fett unb 
ber Bürger. $n früheren ßeiten pflegten biefe 9ieid)§ftänbe mit bem 
Könige sufammen ©efe^e 3U machen. Aber feit mehr al§ 170 fahren 
hatten bie ßerrfdjer fie nicf)t mefjr berufen, meit fie fid) in bie 9ie= 
gierung nidjt hineinreben laffen moHten. 3egt in ber 33ebrängni§ fottten 
biefe ©tänbe Mittel unb SBege finben, mie ber ©elbnot be§ ©taate§ 
abgeholfen merben fönne, unb bann raoKte fie ber ^önig mieber nach 
$aufe fcfjitfen. Aber bie üftänner be§ brüten ©tanbe§ maren feft 
entfdjloffen, nicht Moft ©elb 3U bemiüigen, fonbern fie oerlangten 
auch eine SSerfaffung. Vertreter be§ S3oIfe§ fottten oon jetjt ab 
Anteil an ber ©efetjgebung haben unb über bie Bermenbung ber 
©teuent machen. 
3m Qahre 1789 mürbe bie SSerfammlung im ^önig§ftf)Ioffe 3U 
9SerfaiHe§ eröffnet. 2)te Vertreter ber beiben erften ©tänbe fchritten 
ftof3 burch eine f^fügeltüre in ben ©aal, bie be§ britten burften nur 
burch eine ©eitenpforte eintreten. 33ei ben Beratungen gab e§ balb 
©treit. 2)a erüärten fich fchtießtich bie SJlänner be§ britten ©tanbe§ 
Svoittng, Älaimanit u. Sßeiuev, @cfd)t^te. 3l«§ga6e C. 1. B. 7
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.