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meinen gingen ihre Pläne dahin, einen Weg um Afrika herum bis nach
Ostindien zu finden. Die Versuche hatten bald schone Erfolge. Die schöne
fruchtbare Insel Madeira, aus der ein köstlicher, feuriger Wein wächst
die kanarischen Inseln und die Küste Afrikas bis zum grünen Vor¬
gebirge hatte bereits der kühne Sohn des Königs von Portugal, Heinrich
der Seefahrer, aufgefunden. Das erhöhte den Eifer, und kurze Zeit
darnach gingen portugiesische Schiffe bis über den Aeqnator hinaus, ohne,
tote man damals glaubte, die Hitze dort so groß zu finden, daß das Meer
kochte und die Schiffe von der Sonne verbrannt würden, und im Jahre
1486 gelang es_ sogar dem kühnen Seefahrer Bartholomäus Diaz
die Südspitze Afrikas zu erreichen. Diaz nannte das Vorgebirge wegen
der Stürme, die dort wütheten, das „Vorgebirge der Stürme", allein in
Portugal nannte man es das „Vorgebirge der guten Hoffnung",
weil nun Hoffnung vorhanden war, den Seeweg nach Indien zu finden!
Und zwölf Jahre später umsegelte auch wirklich der muthige Vasco de
Gama das Cap, fuhr an der Ostküste Afrikas entlang, dann 500 Meilen
quer über den Ocean und landete endlich im Hafen von Calicut an
der Küste Malabar in Vorderindien.
Wenige Jahre bevor Vasco de Gama feine Entdeckungsfahrt aus¬
führte, machte ein anderer Seeheld eine noch weit glänzendere Entdeckung
Sein Name ist Christoph Columbus. Er stammte aus Genua in
Italien, wo fein Vater ein armer Tuchweber war. Dieser schickte feinen
Sohn fleißig in die Schule und hielt ihn an, sich im Lesen, Schreiben und
Rechnen tüchtig zu üben. War die Schule aus, so mußte unser Christoph
seinem Vater helfen, mußte spulen und Wolle kratzen. Er that das auch
gern, besonders wenn er die Erlaubniß erhielt, nach der Arbeit ein Ge¬
schichtsbuch oder eine Reisebeschreibung lesen zu dürfen. Durch das Lesen
solcher Bücher wurde er so begeistert, daß er schon in seinem 14. Jahre
auss Schiff ging und mit nach Portugal fuhr. Hier zeigte er sich so
fleißig, treu und gelehrig, daß er bald zum Schiffsoffizier befördert wurde.
Es war dies aber gerade in der Zeit, wo die Portugiesen den Seeweg
nach Ostindien suchten. Columbus dachte auch darüber nach und meinte:
»Ostindien liegt weit, weit gegen Osten. Da nun die Erde eine Kugel ist,
so muß man ja auch dahin kommen können, wenn man immer nach Westen
zu fahrt!" Es wurde deshalb der feurigste Wunsch des Columbus,
eine Entdeckungsreise nach Westen hin zu unternehmen — aber er hatte
keine Schiffe. Er theilte zwar den Rathsherren seiner Vaterstadt Genua
den Wunsch mit, aber diese sagten: „Columbus ist ein Träumer!" und
gaben ihm keine Schiffe. Er bat in Portugal darum und erhielt auch
nichts. Nun ging er nach Spanien, wo Ferdinand und Jsabella
regierten. Anfangs hörte man auch da nicht auf ihn. „Du Thor,"
sagten die Mönche, „wenn du nach Westen segelst, geht’s ja immer berg-
unter, weil die Erde eine Kugel ist. Wie willst du denn wieder zurück¬
kehren und den Wasserberg hinauf schiffen können?" Die Königin Jsa¬
bella hatte aber mehr Verstand, als diese Mönche, und sie betrieb es na¬
mentlich, daß drei Schiffe für das Unternehmen des Columbus ausge¬
rüstet wurden. Diese Schiffe waren nicht die besten, aber Columbus
war entschlossen, auch mit diesen drei kleinen, alten, gebrechlichen Fahr-