Full text: Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte

7] Sachsen. 87 
Plätzen gehörten Naumburg, Giebichenstein bei Halle, 
Ei len bürg an der Mulde, Keuschberg bei Merseburg re. 
Nachdem 4 Jahre lang die Bauern und Handwerker rastlos ge¬ 
baut , die königlichen Dienstleute und Krieger sich im Waffen¬ 
handwerke geübt hatten, begann der König die Tüchtigkeit der 
neuen Einrichtungen im Kampfe mit den benachbarten Slaven 
zu erproben (928). Zuerst drang er gegen den Volksstamm der 
Heveller vor, welche innerhalb der beiden Jerichower Kreise 
in unsere jetzige Provinz hineinreichten. Der Hauptschlag wurde 
durch die Eroberung der Feste Brennaburg (Brandenburg) 
geführt. In weiteren Kämpfen wurden die Daleminzier 
im heutigen Königreiche Sachsen besiegt und deren Feste Gana 
erobert; dann folgte die Überwindung der Böhmen. Als 929 
die Redarier aus dem südöstlichen Mecklenburg und der Ucker¬ 
mark verheerend in den nördlichen Teil des jetzigen Bezirks 
Merseburg eingedrungen waren und die Einwohner des volk¬ 
reichen Ortes Walsleben an der Uchte hingeschlachtet hatten, 
erhoben sich auch die benachbarten Wenden gegen die Sachsen. 
Im Auftrage des persönlich verhinderten Königs rückten die 
Grafen Bernhard und Thietmar eilig herbei und belagerten 
die Wenden in Lenzen. Nach fünftägiger Belagerung erfuhr 
man, daß ein zum Entsätze herbeiziehendes Wendenheer die Be¬ 
lagerer überfallen wollte. Die Sachsen waren daher auf ihrer 
Hut, und als die Wenden wegen eines hereingebrochenen Un¬ 
wetters nicht erschienen, faßten sie beim Morgengrauen den Ent¬ 
schluß, selbst anzugreifen. Sie nahmen angesichts des Todes 
das Abendmahl und stürzten sich dann auf den Feind. Lange 
wogte der Kampf hin und her, bis das Vertrauen der Sachsen 
aus die Hülfe Gottes belohnt wurde und namentlich das plötz¬ 
liche Hervorbrechen des Grasen Thietmar mit einer Reiterschar 
für sie den Sieg entschied. Nun folgte ein furchtbares Blutbad 
unter den Wenden, von denen sich viele verzweifelnd in den be¬ 
nachbarten See stürzten. Als die Sachsen am nächsten Tage 
Lenzen erstürmten, wurde zwar den Bewohnern das Leben 
geschenkt, aber Hab und Gut, Weiber und Kinder Eigentum der 
Sieger. — Drei Jahre später eroberte König Heinrich selbst 
Lebuse, die Hauptstadt der Lausitzer. 
Inzwischen war dem Könige unter emsiger Thätigkeit die 
9jährige Waffenruhe vergangen, die er mit den Ungarn ab¬ 
geschlossen hatte. Er berief einen Landtag und redete zu dem 
Volke folgendermaßen*): „Ihr wißt, wie große Verwirrung 
einst in eurem Lande geherrscht hat, und jetzt seht ihr dasselbe 
*) Bericht Widukinds von Corvey (Geschichte der Sachsen).
	        
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