Full text: Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte

3] Großherzogtum Oldenburg. 351 
der auf päpstlichen Befehl in versiegelte Hüllen eingeschlossen 
-war, so jedoch, daß der Kopf aufgedeckt und den Gläubigen zum 
Anschauen und Küssen dargeboten werden konnte. Auf dem 
ganzen weiten Wege strömte das Volk in Masse herbei, um sich 
heilen zu lassen. So gelangte er nach Wildeshausen, wo sich „der 
Heilige den Ruheplatz seines kostbaren Körpers erwählt hatte". 
Schutzvögte der Stiftung waren Waltbert und sein Geschlecht. 
6. Graf Huno und Erzbischof Adalbert. 200 Jahre 
später finden wir als Schutzvogt den Grafen Huno. Er saß 
aber nicht in Wildeshausen, sondern in den Besitzungen des 
Wittekindischen Hauses an der See zu Jadelehe, einer Burg 
in Rüstringen. 
Auch andere bedeutende Veränderungen hatten sich im Laufe 
der Zeit zugetragen. Das Christentum herrschte jetzt im Lande. 
Das so ärmlich begonnene Bistum Bremen war, mit Ham bürg 
verbunden, zum angesehenen Erzbistum erwachsen. Ja durch die 
kühnen Nordlandsfahrten des ersten Erzbischofs Ansgarius 
(850) hatte es entscheidenden Einfluß auf das geistige Leben 
des ganzen Nordens gewonnen. Daher konnte der hochbegabte 
Erzbischof Adalbert den stolzen Plan fassen, sich zum 
geistlichen Oberhaupte (Patriarchen) der nordischen Länder und 
Bremen zu deren Hauptstadt zu erheben. Dazu bedurfte er aber 
größerer weltlicher Macht. Nun stand er in enger Verbindung 
mit dem fränkischen Kaiserhause, ja er war der be¬ 
vorzugte Erzieher des jungen Heinrich IV. So gelang es ihm 
mit Leichtigkeit, die sämtlichen Grafschaften, die innerhalb seines 
Bistums lagen, in seinen Besitz zu bringen. 
Zu diesen gehörte auch Huno s Grafschaft in Rüstringen: 
durch einen Aufstand der freiheitliebenden Bevölkerung, den 
er anschürte, gelangte Adalbert zu ihrer Erwerbung. Huno 
entwich auf feine Familiengüter im Ammerlande. Hier lebte 
er in friedlicher Zurückgezogenheit dem Dienste Gottes. So kam 
es, daß er einst eine Ladung des jungen Kaisers zum Reichs¬ 
tage unbeachtet ließ. Dieser, von Adalbert mit Mißtrauen gegen 
die sächsischen Großen erfüllt, verurteilte Huno zornig zum 
Kampfe mit einem Löwen. Sein Sohn Friedrich, der feinen 
Vater vertreten durfte, erlegte die wilde Bestie durch kluge 
Überlistung. Kaiser Heinrich war hierüber so erfreut, daß er 
den Sieger ans Herz drückte und Huno mit reichen Gütern in 
Westfalen und mit wichtigen Vorrechten beschenkte. Auch Adalbert 
ließ jetzt von feiner Feindseligkeit gegen ihn ab; ja, er setzte ihn 
zum Vicegrafen über unsere Heimatgegend. Er aber gründete 
zum Danke ein Kloster zu Rastede (seit 1059). Hier ist er 
auch mit der Gattin Willa und dem einzigen Sohne bestattet.
	        
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