3. Columbus.
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1493 sah sich der Admiral an der Spitze eines ansehnlichen Geschwaders von
17 Segeln mit 1500 Spaniern, die, voll hoher Erwartungen, ihm von
^5trHTur^hTenmMßitRte Welt folgten. Mit ihnen wanderten die kost¬
barsten Besitzthümer älterer Cultur, unsere Hausthiere und Halmfrüchte, in
die neue Welt, um dieser bald ein europäisches Ansehen zu verleihen. Durch
eine südlichere Richtung sicherte sich der Admiral unter geringerer Breite den
Nordost-Passat, daher konnte die Ueberfahrt in 20 Tagen vollendet werden.
Auf Haiti, wo man die zurückgelassenen Ansiedler im Besitz großer Gold-
Reichthümer zu finden gehofft hatte, erblickte man nur Brandtrümmer an
der Stelle der Burg und stieß auf Leichen, über welche das Gras hoch auf-
geschossen war; nach wenigen Tagen schon zeigte das heiß-feuchte Klima
seine traurige Macht: der dritte Theil der Einwanderer erkrankte am Fieber,
welches auch den Admiral nicht verschonte. Nachdem er bereits früher etliche
Schiffe mit Kranken und Mißmuthigen in die Heimat entlassen hatte, sah
er keinen andern Rettungsweg gegen die steigende Noth und Verläumdung,
als rasche Rückkehr und persönliche Rechtfertigung. Daher übertrug er seinem
Bruder Bartoloms die vorläufige Statthalterschaft, verließ mit 225 kranken
und gesunden Spaniern und 30 indianischen Gefangenen auf zwei Fahrzeugen
S. Domingo und erreichte auf einem weiten Umwege (über Guadeloupe)
unter tausendfältigen Gefahren und Drangsalen, selbst des bittersten Hungers,
glücklich den Hafen von Cadix. Die neuen Ergebnisse dieser zweiten Reise
beschränkten sich auf die Entdeckung von Puerto-Rico uMIamaica.
Dritte Reife: 1498—1500.
Durch die bedeutenden Kosten und die geringen Resultate der Ansied¬
lungen war das Unternehmen schon der öffentlichen Ungunst verfallen,
als der ungeduldige Admiral auf den unseligen Einfall gerieth, die neue
Welt, welche er als das irdische Paradies gepriesen hatte, der Wohlfeilheit
wegen mit Verbrechern zu bevölkern, so daß die Auswanderung als Strafe
erscheinen mußte. Diebe, Mörder, Betrüger und andere Missethäter beiderlei
Geschlechts eilten aus den Gefängnissen und von den Galeeren herbei, um
für Civilisation und Christenthum zu streiten. Am 30. Mai 1498 verließ
Columbus mit 6 Schiffen S. Lucar de Barrameda, auf der Höhe von Ferro
entsandte er drei derselben auf dem kürzesten (westlichen) Wege nach Haiti,
er selbst schlug mit den 3 andern die Richtung nach dem Aequator ein, weil
ihn die alte Truglehre beherrschte, daß unter gleichen Breitengraden gleiche
Producte vorkämen; er hoffte also unter dem Breitengrade von Guinea aus
das meiste Gold und die kostbarsten Dinge zu stoßen. So gerieth er (etwa
unterm 5° d. Br.) in die Zone der äquatorialen Windstillen und die Hitze
wurde so unerträglich, daß bereits das Pech und Harz der Planken schmolz
und die Reisen von den Fässern sprangen, so daß Wassermangel eintrat. Er
gab daher die südliche Richtung auf, ging mit dem Passat wieder nach
Pütz, Histor. Darstell, und Charakteristiken. III. 2. Aufl. 2