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durch eine reizvolle Ebene fließt, entbehrt die Verteidigung des natürlichen
Grenzschutzes. Wochen- und monatelang hat Cadorna gegen den Görzer Brücken¬
kopf und das Hochland von Doberdo Massenstürme angesetzt, er hat seine Sol¬
daten betrunken gemacht, er hat die Zagenden mit Kerker und Tod bedroht.
Vergeblich! Ein halbes Jahr nach der Kriegserklärung konnten die Österreicher
im Heeresbericht feststellen, daß der einstige Bundesgenosse keinen Schritt vor¬
wärts gekommen sei, aber an Toten und Verwundeten eine halbe Million
Männer eingebüßt habe.
Während Italien am Jsonzo furchtbare Blutopfer vergeblich bringt, gehen
in Nordafrika seine schwer erworbenen Kolonien an den Halbmond verloren.
flÖit vereinten Kräften gegen Serbien, (Oktober 1915.)
Als am 19. September 1915 deutsche und österreichisch-ungarische Kanonen
an der Save und Donau donnerten und Semendria und Belgrad sowie die
serbischen Stellungen auf den gegenüberliegenden Höhen beschossen, begann ein
neuer Kriegsabschnitt. In treuer Waffenbrüderschaft, die sich in vielen Kämpfen
bewährt hatte, erneuerten die Verbündeten den Feldzug gegen Serbien. Der
Oberbefehlshaber der verbündeten Truppen war Feldmarschall v. Mackensen,
jener Husarengeneral, der den Durchbruch am Dunajek und die Räumung
Galiziens geleitet hatte und nach glänzendem Siegeszuge in Brest-Litowsk ein¬
geritten war. Zu Unterführern hatte er die Generäle v.Gallwitz und v.Köveß.
Mit starken Kräften gingen die Verbündeten im Norden an der Save und
Donau und im Westen an der Drina überraschend vor. Sie erkämpften am
7. Oktober bei stürmischem Wetter an mehreren Stellen den Übergang über
Save und Donau, und am 8. Oktober wehten schon die deutschen und öster¬
reichischen Fahnen im Herbstwinde auf dem serbischen Königsschlosse in Belgrad.
Der Erfolg unserer Waffen auf französischen und russischen Schlachtfeldern
führte auch Bulgarien auf unsre Seite. Nach dem Balkankriege 1912/13 näm-
lich, der für Bulgarien reich an Opfern und Erfolgen gewesen war, hatte es
so gut wie nichts erhalten, während Serbien Teile von Mazedonien zugesprochen
waren, die stark von Bulgaren bevölkert sind. In diesem Weltkriege blieb Bul¬
garien zunächst neutral. Als es aber vom Siege der Mittelmächte überzeugt
war, begrub es alten Zwist mit der Türkei und ergriff am 17. Oktober die
Waffen zur Befreiung der Volksgenossen vom serbischen Joch.
Nun begann ein planmäßiges Kesseltreiben gegen die Serben. Im Norden
machten Deutsche und Österreicher die Donau für die Schiffahrt frei, rückten
dann unaufhaltsam nach Süden, nahmen u. a. Kragujewac mit den ein¬
zigen Waffenfabriken des Landes, wo einst die Bomben für die Ermordung des
Erzherzogs Ferdinand geschmiedet waren, erbeuteten in Kraljewo 170 Ge¬
schütze und bemächtigten sich des Tales der westlichen Morawa.
Längs der ganzen Grenze im Osten gingen die Bulgaren im Sturm vor,
besetzten in kurzer Zeit die Grenzfestungen und wichtigen Eisenbahnlinien und
eroberten am 5. November Nisch, die schöne zweite Hauptstadt des Landes.
Zugleich wurde die Verbindung zwischen den deutschen und bulgarischen Haupt-
streitkräften gewonnen. Damit war denn auch die Brücke nach der Türkei ge-
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