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für baumwollene Stoffe aus Indien, für seidene aus Lyon und 
China, für deutsche und niederländische Stahlwaaren und Leinen, 
itnb mit Millionen englischen Goldes wurden unzählige Fabriker- 
.zeugniffe des Festlandes gekauft. Seitdem hat sich Alles umgekehrt. 
Die Hindu und der Chinese kleiden sich jetzt wohlfeiler in englische 
Stoffe, als sie selbst welche hervorbringen können. Die britischen 
Stahl- und Eisenwaaren versorgen drei Viertheile der Welt; eng¬ 
lische Leinwand verdrängt die deutsche von allen Märkten, und die 
deutsche Leinwand selbst wird schon großentheils von englischem 
Garn gewebt. 
2. Wasserspiele in England. 
Die Engländer sind ein Wasservolk im vollen Sinne des Worts. 
In ihrer Bedeutung als Beherrscher des nassen Elementes stehen 
sie bis jetzt noch unerreicht da. Weder die alten Griechen und 
Römer, noch die Seefahrer des Mittelalters, Italiener und Nord¬ 
länder waren zur See im Ernst so gewaltig, und in ihren Wasser¬ 
spielen so vorzüglich, wie die Bewohner der britischen Insel. Ob¬ 
schon auch die Grieche!: nur Inseln und Halbinseln belvohnten und 
ihr Seehandel wie ihre Kriegsmarine sehr bedeutend war, besaßen 
sie doch merkwürdigerweise keine nennenswerthen Spiele zu Wasser, 
wie Schwimmen, Rudern und Segeln. Die römischen Schiffskämpfe 
waren, gleich den scheußlich entarteten Gladiatorenkämpfen, Schau¬ 
stellungen, wobei der Gier des Volkes durch Opferung von Leib¬ 
eigenen, Gefangenen und todeswürdigen Verbrechern geschmeichelt 
ward. Die Regatta der Venetianer beschränkte sich auf ein die 
Schaulust befriedigendes Ruderwettcennen auf den Stadtkanälen, 
wobei nicht die Rudernden, sondern die Zuschauer durch ihre Pracht 
das Auffallendste waren. 
Weder die Holländer, noch Dänen, die Franzosen, Portugiesen 
u. s. w. haben von Wasserspielen etwas Nennenswerthes aufzuweisen. 
Bei den Engländern haben dergleichen Spiele fast den Gipfel der 
Vollkommenheit erreicht. Ihre ^guatie 8ports haben, wie alle ihre 
nationalen Spiele, den ernsten Zweck, sich zu üben, und das Ver¬ 
gnügen, welches sie dabei jedenfalls genießen, sieht selbst so ernst 
aus, daß es eben nur in der Uebung zu beruhen scheint. 
Die Engländer haben die kräftigstell und raschesten Schwimmer 
der Welt. Nicht wenige darunter können Strecken von 10 Stun¬ 
den durchschwimmen. Leute, die aus Liebhaberei tauchen, holen Eier 
und Töpfe vom Themsegrunde herauf. Ihre Rowing matches oder 
Regattas sind trotz ihrer schmucklosen Außenseite von hohem In¬ 
teresse, weil es dabei immer auf wunderbare Schnelligkeit und Ge¬ 
schicklichkeit ankommt. Die bedeutendsten aller englischen Wasserspiele 
sind jedoch die Segelkämpfe, wozu Pachten von 2—-15 Tonnen, 
Geogr. ©über. I. 4te Aufl. 22
	        
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