Full text: Bilder aus der Weltgeschichte und Sage

Friedrich Barbarossa. — Richard Lvwercherz. König von England. 18?> 
nicht erschien, in die Reichsacht, d. H. für vogelfrei, erklärt und verlor außer¬ 
dem seine beiden Herzogthümer. Trotzdem Heinrich der Löwe zu den Waffen 
griff, war er doch so schwach, daß er selbst einsah, er werde nichts ausrichten. 
Er bat daher seinen Kaiser fußfällig um Gnade. ^ Friedrich hob ihn voll 
Rührung auf und sprach: „Du bist selbst die Ursache deines Falles". 
Der Kreuzzug. 1190. Als 7Ojähriger Greis machte sich Friedrich auf, 
um den Ungläubigen Jerusalem wieder zu entreißen. Aber auf demJBkge 
dahin rief ihn Gott ab. Als er mit seinem Heere an den Fluß Saleph 
in Kleinasien gekommen war, warf er sich in ungeduldiger Hast mit feinem 
Rosse in den Strom, um das jenseitige Ufer zu gewinnen. Der Strudel 
erfaßte jedoch den Kaiser; seine Kräfte verließen ihn, und es war um ihn 
geschehen, ehe ihm die Seinen zu Hülfe kommen konnten. Eine schmerzliche 
Klage ertönte, als die Trauerkunde nach Europa kam. Das deutsche Volk 
hat "das Andenken Friedrichs im Herzen bewahrt bis auf diesen Tag. 
Die Sage vom Kyffhäuser. Nach einer Sage ist er niemals gestorben, 
sondern lebt im Kyffhäuserberge in Thüringen noch jetzt. Dorthin hat er 
die Herrlichkeit des Deutschen Reiches mitgenommen bis zu seiner Wieder¬ 
kunft. Er sitzt auf einem Throne von Elfenbein und stützt sein Haupt auf 
einen Marmortisch, durch welchen auch der feurige Bart gewachsen ist. Nach 
je hundert Jahren erwacht er und schickt einen Edelknaben vor das Schloß, 
daß er sehe, ob die Raben noch um den Berg fliegen. Geschieht das letztere, 
so muß Barbarossa noch weitere hundert Jahre schlafen. Wenn aber die 
Raben nicht mehr um den Berg fliegen, dann wird der Kaiser hervorkommen 
und das deutsche Reich wieder groß und herrlich machen. Die Hoffnungen, 
welche in dieser Sage ausgedrückt find, haben sich in dem deutsch-franzö¬ 
sischen Kriege erfüllt; denn Barbarossa (Kaiser Wilhelm I.) hat das deutsche 
Reich wieder groß und mächtig gemacht, und die Raben (unsere Feinde), 
welche uns bisher bedrohten, find zum Schweigen gebracht. 
111. Kichard Löwenherz, König von ßngkand. 1189—1199. 
Belagerung von Accou. Als Friedrich Barbarossa seinen Kreuzzug 
unternahm, zog auch (1190) Richard Löwenherz von England und Philipp 
August von Frankreich aus, um das heilige Grab zu erobern. Sie nahmen 
ihren Weg zur See. Die beiden Nationen aber waren eifersüchtig auf 
einander. Als man die Stadt Accon belagerte und eroberte, war es Herzog 
Leopold von Oesterreich, der fein Banner zuerst auf den Zinnen auf¬ 
pflanzte. Dies verdroß Richard; er ließ die Fahne herunterreißen und in 
den Koth treten. Zornig griffen die Deutschen zu ihren Waffen; allein da 
sie die schwächere Partei waren, besänftigte sie Leopold und führte sie schnell 
aus Asien weg. Bald darauf verließ auch der König von Frankreich das 
Heer, weil er den stolzen hochfahrenden Sinn Richards nicht ertragen konnte. 
Richard vor Jerusalem. Richard rückte dennoch weiter vor und schlug 
den ägyptischen Sultan Saladin, welcher Jerusalem beherrschte. Er aber 
wollte nur gegen Jerusalem ziehen. Einmal ging er mit wenigen Begleitern 
aus die Jagd und gerieth in einen türkischen Hinterhalt. Er hieb wie ein 
Rasender um sich; allein seine Begleiter waren schon alle bis auf einen 
gefallen, und der Türken waren viele. Da rief plötzlich dieser eine — ich 
bin der König! Sogleich ließen die Türken Richard tos und nahmen jenen 
gefangen. Saladin lobte ihn, als er die List erfuhr, behandelte ihn sehr edel 
und wechselte ihn nachher gegen 10 Araber aus. Richard indeß, schon int 
Angesichte Jerusalems, ward von seinen Fürsten genöthigt, umzukehren. Er 
wandte sein Gesicht unwillig von Jerusalem ab und rief: „Wer den Muth 
nicht hat, des Heilands Grab zu befreien, verdient auch nicht, es zu sehen !a
	        
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