um die Mitte des 18. Jahrhunderts.
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Aufputz durch Bandschleifen, Seidenftücke und Blumen erhielten. Der
Kopfputz und das Brusttuch, aus Frankreich und England gekommen,
wechselten in Form und Farbe mannigfach. Die Frauenschuhe waren
spitz und mit hohen Absätzen versehen.
In den größeren Städten herrschte unter den Wohlhabenden oft
übertriebener Aufwand in der Kleidung und im Putz, dem auch Kleider¬
verbote nicht steuerten.
II. Geistiges Leben.
1. Deutsche Dichtung und Sprache. Die deutsche Sprache be¬
fand sich noch immer in einem traurigen Zustand. An den Höfen
und in der vornehmen Welt wurde französisch gesprochen und gelesen,
und nur der konnte auf Geltuug rechnen, der seine Bildung in Paris
am Hofe Ludwigs XIV. geschöpft hatte oder von ausgewanderten
Franzosen erzogen worden war. An den Hochschulen herrschte die
lateinische Sprache; in der Kirche wurde in barbarischer Sprache ge¬
predigt; bei Amt und Gericht bediente man sich unverständlicher Aus¬
drücke. Gegen dieses Unwesen traten einige hochbegabte Männer auf
und brachen die Bahn zu einer neuen Bildung, so vor allen die beiden
Philosophen Leibniz und Wolff. In der Dichtung blieb der fran¬
zösische Geschmack durch die Thätigkeit Gottscheds und seiner Ver¬
ehrer länger herrschend; aber als Haller und seine Landsleute
Bodmer und Breitinger auf die englische Litteratur hingewiesen,
Klopstock durch seinen „Messias" eine neue Welt der Empfindung
geschaffen hatten, wurde die ausländische Bildung aus den bürgerlichen
Kreisen allmählich verdrängt und in die Paläste der Fürsten verbannt.
2. Interesse an den Naturwissenschaften. Die alte Neigung zur
Alchemie war noch vorhanden. Redliche und verständige Leute ver¬
suchten ernsthaft, das große Geheimnis des Goldmachens zu lösen,
nur kam ihnen immer etwas dazwischen, was den letzten Erfolg hinderte.
Solche Arbeit wurde zwar geheimnisvoll betrieben, aber die Stadt
wußte recht gut, daß der Herr Rat oder Secretarius den Ofen heize —
um Gold zu machen. Diese Beschäftigung führte dazu, Tinkturen
herzustellen. Die Hausfrauen liebten allerlei künstliche Wasser zu
destillieren. In den Anzeigeblättern wurden die verschiedensten Heil¬
mittel angepriesen, Pillen gegen Gliederreißen, Pulver gegen Kröpfe,
blaues Wasser gegen Viehsterben; und wie die Mittel oft mit staunens¬
werter Dreistigkeit empfohlen wurden, mit ebenso großer Leichtgläubigkeit