alten Roma nicht zu gedenken. Die ältesten Theile unterscheiden sich
wohl durch schlechtere Häuser und engere Straßen; aber im Ganzen
ist es heller, freundlicher, durch die ausnehmende Reinlichkeit ge¬
fälliger, als so viele weit größere Metropolen (Hauptstädte). Alle
Reisebeschreiber ergießen sich auch mit Recht im Lobe der prächtigen
Straßen, die an den nüt Linden umpflanzten Gragten oder großen
Kanälen hinlaufen, vorzüglich der Kaisergragt, Prinzengragt
und Herr engragt, die in drei gleichlaufenden Bogen sich um die
Stadt ziehen. Viele, besonders in diesen Gegenden der Stadt sehr
prächtige, übrigens in Bau und Einrichtung doch sehr ähnliche Häuser,
mit ihren hohen Fenstern und glänzenden Spiegelscheiben; der Mar¬
mor, der ihnen entlang statt des Pflasters den Weg ebnet, und
selbst in ganz gewöhnlichen Häusern häufig den Flur, die Wände,
die Portale, die Treppengeländer bekleidet, — dies alles kündigt
einen Reichthum an, mit dem sich, was man in andern großen und
vormals reichen Seestädten, wie Bremen, Lübeck, selbst Kopenhagen
sieht, nicht vergleichen läßt. Nur jene Gleichförmigkeit der Bauart,
der Verzierungen, der Farbe vernündert auf die Länge den Ein¬
druck. Die außerordentliche Verschwendung des Marmors ist übrigens
doppelt überraschend in einem Lande, wo fast kein Stein anzutreffen
ist. Aber der Reichthum der Nation hat ihn aus den entferntesten
Gegenden herbei zu schaffen gewußt.«
»Wer kennt nicht die holländische Reinlichkeit? Fast berüchtigt
ist das unaufhörliche Waschen, Scheuern und die peinliche Aengst-
lichkeit vor jeder Verunreinigung, die nach unserm Gefühl in den
zum Tischgeräth gehörenden Spucknäpfen ins Ekelhafte ausartet.
Häufig sieht man die hohen Fenster mit eigenen Instrumenten und
Spritzen von außen abspülen, und das Anstreichen, besonders alles
Holzwerkes mit Oelfarbe, wiederholt sich unablässig. Gleichwohl ist
dies in einem so feuchten Klima nothwendig, da Nässe und Sal¬
peter zerstörend und auflösend einwirken. Auch erklärt sich daraus
die bekannte, durch alle Stände durchherrschende, Neigung zum Tabak¬
rauchen. In den untern Klassen ist dies den Weibern so gut als
den Männern Bedürfniß. Auch dürfen selbst bei milder Witterung
die hölzernen, mit Torf erwärmten Feuerstübchen nicht fehlen, und
man hat nichts Eiligeres zu thun, als sie in Gesellschaften jeder
Dame unter die Füße zu setzen.«
»Die Klage der Fremden über die widrigen Ausdünstungen der
Kanäle, selbst in den schönsten Straßen, ist nicht übertrieben, so
viele zum Theil sehr kostbare Anstalten auch getroffen sind, sie
möglichst zu verhüten, das Wasser immer fließend zu erhalten, und
den Unrath wegzuschaffen. Besonders sind hierzu die unaufhörlich
die Gassen durchfahrenden Fäulnißkarren bestimmt. Selbst in den
nicht sehr heißen Septembertagen bemerkten wir hier und da einen
so ekelhaften Geruch, wie er in Paris an den seichten Stellen der