Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht

160 Karls des Großen Lebensweise und Tod. — Zerfall des Frankenreichs. 
Leuchtturm; ja, er versuchte sogar, den Main mit der Donau durch einen 
Kanal zu verbinden; dieser Aufgabe waren aber seine Werkmeister nicht 
gewachsen. Der Handel lag fast nur in dm Händen der Italiener und 
Juden; der freie Deutsche griff lieber zum Schwert oder zum Pflug. 
Auch den Gewerben, die in Deutschland nur von Hörigen betrieben 
wurden, wandte Karl seine Sorgfalt zu und zeigte auf feinen Gütern, 
wie sie ant besten betrieben werden könnten. Um den Ackerbau zu 
fördern, errichtete er auf feinen Gütern Musterwirtschaften, in denen die 
strengste Ordnung herrschen mußte. Er selber war ein tüchtiger Land¬ 
wirt und gab die genauesten Anweisungen über die Pflege der Haustiere 
und Bienen, über die Wein- und Bierbereitung, über die Aufbewahrung 
der Wintervorräte, über Feld- und Gartenbau. Die Gutsverwalter mußten 
ein genaues Verzeichnis über alle auf dem Gute vorhandenen Gegenstände 
einreichen; Karl prüfte die Rechnungen, in die auch die kleinsten ver¬ 
kauften Gegenstände eingetragen werden mußten. 
e. Karls Lebensweise und Tod. Karl ritt und jagte gern und oft; 
im Schwimmen übertraf ihn keiner. In Speise und Trank war er 
sehr mäßig. Für gewöhnlich unterschied sich seine Kleidung von der 
eines Unterthanen nicht; am liebsten trug er Kleider von Leinwand, zu 
der seine Töchter das Garn selber gesponnen hatten. Stets hatte er sein 
Schwert an der Seite. Karls Ruhm war weit verbreitet; selbst der Kalif 
von Bagdad am Tigris sandte ihm Geschenke: kostbare Gewürze, einen 
Elefanten von seltener Größe und eine sehr kunstreiche Wasseruhr aus 
Metall. Vor allem edlen Wissen hatte Karl große Achtung; aber er 
selber hatte einen mangelhaften Unterricht genossen. Er lernte die Rechen¬ 
kunst noch im höheren Mannesalter; die Schreibkunst aber vermochte er 
sich nicht mehr anzueignen. Er gab sich große Mühe, führte fein 
Täfelchen immer bei sich und legte es bei Nacht unter fein Kopfkissen, 
um das Schreiben zu üben, wenn er nicht schlafen konnte; doch die des 
Schwertes gewohnte Hand vermochte den leichten Federkiel nicht zu führen. 
Der Kaiser hatte keinen festen Wohnsitz, sondern war fast immer auf 
Reisen. Gern weilte er auf seinen Pfalzen in Ingelheim am Rhein und 
in Nimwegen an der Waal; am liebsten aber wohnte er in Aachen. In 
dieser Stadt ließ er die Marienkirche, das herrlichste Bauwerk im ganzen 
Frankenlande, errichten, ebenso eine große Pfalz, und über den warmen 
Quellen daselbst baute er eine Badeanstalt. Dort ist er auch entschlafen 
und beigesetzt. (L. 113.) 
20. Zerfall des Frankenreichs. 
Ludwig der Fromme, der jüngste Sohn und Nachfolger Karls 
des Großen, war sehr gutherzig und der Kirche zugethan, hatte aber zu 
wenig Willenskraft, das große Reich zu regieren; doch hat er für kirch-
	        
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