Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht

14 Die Phönizier: Handel und Kolonien; Religion. 
Bernstein, der von den Alten dem Golde an Wert aleick geachtet wurde. 
Vom Roten Meere aus unternahmen sie Fahrten nach Arabien und Indien, 
und im Aufträge des Königs von Ägypten sollen phönizische Schiffer um 
die Südspitze von Afrika gefahren sein. Im Herbste stiegen sie ans Land 
und säeten, und wenn sie wieder geerntet hatten, fuhren sie weiter. So 
kehrten sie nach drei Jahren durch das Mittelländische Meer nach Ägypten 
zurück. Um den Schiffern aus ihren weiten Seereisen eine Ruhestätte zu 
verschaffen, wo sie ihr Schiff ausbessern, neue Lebensmittel einnehmen, 
ihre Waren absetzen und neue einnehmen konnten, gründeten die Phönizier 
in der Fremde Niederlassungen oder Kolonien. Sie besetzten viele 
Inseln und Küstenstriche des Mittelmeeres; an der Nordküste Afrikas 
gründeten sie die so berühmt gewordene Stadt Karthago. Am wichtigsten 
wurde für sie das südliche Spanien, woher sie nicht nur vortreffliche 
Wolle, sondern auch Blei, Eisen, Silber und Gold holten. Auch zu Lande 
trieben sie einen ausgedehnten Handel; ihre Karawanen gingen haupt¬ 
sächlich nach Babylonien. Doch bie Phönizier vermittelten nicht nur den 
Umtausch der Waren zwischen den Völkern des Ostens und denen des 
Westens, sondern sie verstanden auch, die verschiedenen Rohstoffe, Wolle, 
Bernstein, Metalle, trefflich zu verarbeiten. Was für geschickte Baumeister 
sie waren, erzählt uns die Bibel: als Salomo in Jerusalem einen Tempel 
bauen wollte, ließ er phönizische Meister kommen; einer derselben verstand 
es sogar, große eiserne Säulen zu gießen (1. Kön. 7, 13 ff.). Aus 
Metall verfertigten bie Phönizier allerlei Geräte und Waffen; aus Holz, 
Bernstein und Elfenbein schnitzten sie wertvolle Schmucksachen; auch in 
der Kunst der Glasbereitung, die sie wohl von ben Ägyptern kennen 
gelernt hatten, würben sie von keinem Volke übertreffen; am berühmtesten 
aber waren sie burch ihre Purpurfärberei, die von ihnen erfunden ist. 
Ein Hirt soll die Purpurfarbe, die aus dem Safte der Purpurschnecke 
gewonnen wirb, zuerst an bem Maule seines Hunbes entdeckt haben, der 
eine solche Schnecke zerbissen hatte. Von dieser Entbecknng machten bie 
Phönizier balb Gebrauch, inbem sie mit bem Saft bie berühmten Gewänder 
färbten, welche ihre Weber lieferten. Diese Purpurgewänder waren so 
teuer, daß nur Könige und sehr reiche Leute sie trogen konnten. Den 
Phöniziern verdanken wir auch die Verbreitung der Buchstabenschrift, 
die sie nach der Hieroglyphenschrift der Ägypter gebildet hatten; von den 
phönizischen Buchstaben sind dann die griechischen und römischen und von 
diesen wieder die deutschen Buchstaben abgeleitet. 
c. Religion. Auch die Phönizier dienten vielen Göttern; die höchste 
Verehrung genoß der Sonnengott Baal; die Göttin Astarte verlieh der 
Erde Fruchtbarkeit. Beiden Gottheiten diente man auf Höhen unter grünen 
Bäumen; aber dieser Gottesdienst war mit Festen voll ausschweifender 
Sinnlichkeit verbunden. Unter dem Moloch verehrten die Phönizier die
	        
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