Folgen der Kreuzzüge. — Die Hohenstaufen: Konrad EH. 177
e. Folgen der Kreuzzüge. Durch die Kreuzzüge sind über fünf
Millionen Menschen geopfert worden, ohne daß der eigentliche Zweck der¬
selben, das heilige Land den Händen der Ungläubigen zu entreißen, er¬
reicht worden wäre; wohl aber traten andere, unerwartete Folgen ein.
Am meisten wurde durch die Kreuzzüge das Ansehen des Papstes und
der Kirche gehoben. Sie waren von der Kirche veranlaßt, der Papst
galt als ihr oberster Leiter; er erschien deshalb als der gemeinsame Herr
der gesamten Christenheit. Das Ritterwesen wurde durch die Kreuz¬
züge veredelt, da der Ritter, abgezogen von kleinlichen Fehden, für Gottes
Ehre das Schwert zog. Die Ritter der abendländischen Völker traten
einander nahe und bildeten zusammen einen großen Stand mit gemein¬
samer Sitte, der Rittersitte. Die höchste Ausbildung hat dieser Stand in
den Ritterorden erfahren. Bürger und Bauern erlangten größere
Freiheit, denn die Herren verkauften, um Geld zum Kreuzzuge zu er¬
halten, ihre Rechte; die Unfreien bekamen vor ihrem Wegzuge meistens
die Freiheit. Die Städte erlangten durch die Kreuzzüge großen Vorteil,
da die Verbindung mit dem Osten den Handel belebte. Das heimische
Gewerbe lernte von dem morgenländischen, besonders von der dort seit
alten Zeiten hochstehenden Weberei und Färberei. Ja, das Morgenland
beschenkte Europa aufs neue mit Kulturgewächsen; denn die Kreuzfahrer
brachten nach Deutschland den Buchweizen, den Seidenbau nach Italien
und Frankreich, das Zuckerrohr nach Stätten, von wo es über Spanien
nach Westindien und Amerika verpflanzt worden ist. In den Kreuzzügen
haben die Europäer auch ihre Kenntnis in der Erd-, Sprach-, Rechen-
und Heilkunde erweitert.
26. Die Hohenstaufen.
1) &onxat> III.; 1137—1152.
Die nächsten Verwandten des ausgestorbenen Kaiserhauses (S. 174)
waren die Hohenstaufen, die diesen Namen von ihrem Stammschlosse
haben, das auf dem Hohen Staufen, einem Berge östlich von Stutt¬
gart, lag. Sie gelangten jedoch nicht gleich nach den Franken zur Krone,
sondern die Fürsten wählten zuerst Lothar von Sachsen. Er mußte
sich die Anerkennung der Hohenstaufen erst durch einen Krieg erzwingen,
wobei er sich ganz auf das mächtige Geschlecht der Welsen stützte, nämlich
auf seinen Schwiegersohn Heinrich den Stolzen, Herzog von Bayern.
Auch Albrecht der Bär aus dem Hause Anhalt leistete ihm wichtige
Dienste und erhielt dafür 1134 die sächsische Nordmark. Lothar hatte
keine Söhne; daher machte sich nach seinem Tode Heinrich der Stolze
Hoffnung auf die Krone uud hatte die königlichen Abzeichen schon an sich
Hoffmeyer und Hering, Hilfsbuch. 9. Aufl. 12