Full text: Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht

Bürger ur& Bauern. 185 
Alpen und verbreiteten sich auf Landstraßen und Flüssen durch ganz 
Deutschland, und was hier nicht verbraucht wurde, das ging vereint mit 
den deutschen Erzeugnissen nach den Ostseeländern, den Niederlanden und 
nach England. Durch diesen Zwischenhandel blühten im Süden die 
Städte: Augsburg, Regensburg, Nürnberg, Worms, Speier, Frankfurt 
und Mainz; im Norden: Köln, Erfurt, Braunschweig, Bremen, Hamburg 
und Lüneburg. 
Die Städte standen unter Fürsten, Bischöfen, Klöstern u. s. w., die 
sie durch einen Vogt oder Burggrafen verwalten ließen, der meistens 
auf der Burg innerhalb der Stadt wohnte. Viele Städte brachten es 
aber durch Geld oder mit Gewalt dahin, daß der Vogt mit seinen Rittern die 
Stadt verließ und die Verwaltung und Verteidigung derselben den Bürgern 
selbst überlassen wurde. Solche Städte standen unmittelbar unter dem 
Könige und hießen freie Reichsstädte. Bürgermeister und Ratsherren der 
Stadt wurden meistens aus den vornehmen Geschlechtern, den Patriziern, 
gewählt. Als auch die Handwerker immer tüchtiger und wohlhabender 
wurden, sich zu Innungen zusammenschlossen und sich unter ihren 
Zunftmeistern Anteil an der Stadtverwaltung erkämpften, rissen sie in 
vielen Städten sogar die Alleinherrschaft an sich. 
Die meisten deutschen Könige begünstigten das Aufblühen der Städte, 
weil sie in ihnen eine Stütze gegen den Übermut des Adels und der 
Geistlichkeit sahen; die Fürsten, Grafen und Bischöfe aber lebten mit ihnen 
oft in Fehde. Die Bürger mußten daher die Waffen zu führen ver¬ 
stehen. Sie umgaben ihr Stadtgebiet mit einer aus Wall und Graben 
bestehenden Landwehr und umschlossen die Stadt selbst mit tiefen, oft 
doppelten Gräben, hinter denen sich steinerne Mauern mit Zinnen und 
Türmen erhoben. (Fig. 50.) Wenn dann die Bevölkerung einer so ein¬ 
geschlossenen Stadt zunahm, wurde der Raum innerhalb der Mauern oft 
zu klein. Die Häuser standen gedrängt und stiegen hoch empor; die 
Straßen waren enge, düster und schmutzig, meistens uugepflastert und ohne 
Beleuchtung; vor den Häusern lagen nicht selten große Haufen Unrat, 
und die Schweine trieben sich wohl auf den Straßen frei umher. Dennoch 
entfaltete sich in den Städten ein reiches Leben. Sie waren voll 
kluger, unternehmender Kaufleute und geschickter Meister, die mit einer 
großen Zahl von Gesellen die Menge der Arbeiten zu bewältigen suchten. 
Aus den Nachbarländern kamen Jünglinge und Männer, um in deutschen 
Werkstätten sich zu vervollkommnen, und in weite Ferne ließ man deutsche 
Meister kommen, wenn es galt, eine besonders kunstvolle und schwierige 
Arbeit herzustellen. Daher herrschte unter dem deutschen Bürgerstande 
ein allgemeiner Wohlstand; wiederholt mußte der Rat der Städte gegen 
das Überhandnehmen der Prunksucht und des Aufwandes einschreiten. 
„Die Könige von Schottland," schreibt ein gelehrter Italiener, der Deutsch-
	        
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