68 Alexander der Große: Auflösung des Reiches.
Kinder hinterließ, so fragte man ihn, wen er als seinen Nachfolger be-
ftimmt habe. „Den Würdigsten!" antwortete er. Mit diesen Worten ver¬
schied er, erst 32 Jahre alt. Seine Leiche wurde einbalsamiert und in
Alexandria feierlich beigesetzt. (323.)
f. Auflösung des Reiches. Was Alexander geahnt hatte, geschah.
Zuerst erhoben sich die Griechen unter der Führung der Athener, aber trotz
der größten Tapferkeit mußten sie sich wieder unter das macedonische
Joch beugen. Dazu sollten sie Demosthenes, den größten Feind Philipps
und Alexanders, ausliefern; doch der verdiente Mann ersparte seinen
Mitbürgern diese Schmach, indem er sich selber durch Gift das Leben
nahm. Auch in anderen Teilen des weiten Reiches tobte der Kampf.
Alexanders Feldherren rissen in greuelvollen Kriegen, in denen Alexanders
ganze Familie umkam, die einzelnen Provinzen an sich und gerieten bald
untereinander in langwierige, blutige Kriege. In der Schlacht bei Jpsus
in Phrygien verlor Antigonns von Kleinasien (301) Sieg und Leben; jetzt
bildeten sich aus dem großen Weltreiche folgende drei größere Reiche: °
1) in Europa Maeedonien und Griechenland unter den Anti-
goniden;
2) in Asien das syrische Reich unter den Seleueideu;
3) in Afrika das ägyptische Reich unter den Ptolemäern.
Später kamen alle diese Reiche unter die Herrschaft der Römer.
Palästina kam 301 zu Ägypten, und die Juden führten 100 Jahre
lang unter den Ptolemäern ein ruhiges, glückliches Leben. Im Jahre
203 aber riß Antiochus der Große von Syrien Palästina an sich.
Auch unter ihm genossen die Juden freie Religionsübung; als aber dessen
zweiter Nachfolger, Antiochus Epiphanes, sie durch unerhörte Grausamkeit
zur Annahme griechischer Sitten und Religion zwingen wollte, befreiten
sich die Juden in einem vierzigjährigen Kampfe (170—130) unter Führung
ihres Hohenpriesters Mattathias uud seines heldenmütigen Sohnes Judas
Makkabäus. Unter den Makkabäern bildeten die Juden jetzt wieder einen
selbständigen Staat.
Durch Alexander waren die morgen- und abendländischen Völker
enger miteinander verbunden worden; eine umfangreichere und genauere
Kenntnis der Länder und Völker Asiens kam nach Europa; infolge der von
Alexander angelegten neuen Straßen und Städte nahmen Handel uud Ver¬
kehr einen Aufschwung und eine Ausdehnung, wie nie zuvor. Griechische
Sprache und Sitten verbreiteten sich durch Asien und Ägypten. Alexandria,
der Herrschersitz der Ptolemäer, wurde nicht nur die größte Handelsstadt,
sondern auch der Sammelpunkt griechischer Kunst und Wissenschaft. Aus
ihrem Hasen trugen jährlich Taufende von Schiffen die Waren dreier
Weltteile; der König allein befaß 4000 Kauffahrer. Auf der vor dem
Hafen gelegenen Insel Pharus wurde der erste Leuchtturm (eins der