Griechenlands Blüte. Sokrates. 51
durch Befestigung der Seeherrschaft, Athens geistige Bildung durch
Heranziehung der größten Gelehrten und Künstler. Seiner Staatsklug¬
heit gelang es, dem Lande auf lange Zeit den Frieden zu sichern. Durch
ihn wurde Athen Hauptstadt und Herrin der Bundesgenossen. Er zog
die zu Kriegszwecken bestimmte Bundeskasie nach Athen und verwendete
einen großen Teil derselben zur Verschönerung der Stadt, zu Festen
und Schauspielen für das Volk. Die ausbrechende Pest raffte den
großen Staatsmann dahin. Mit ihm wurde Athens Glanz zu Grabe
getragen (429 v. Ch.).
b) Das glanzvolle PerikMche Zeitalter. Überreste von herr¬
lichen Bauten und Bildhauerarbeiten zeugen noch heute vou dem Kunst¬
sinn damaliger Zeit. Einer der hervorragendsten Künstler in Athen
war Phidias, der eine Bildsäule des Zeus und der Athene vou
Gold und Elfenbein geschaffen hat. Andere Künstler erbauten die
Propyläen, ein glänzendes Säulenthor von weißem Marmor mit fünf
Durchgängen, sowie den Marmortempel der Athene (Parthenon). Alle
bicfe Kunstwerke befanden sich auf der alten Burg Athens, Akropolis
genannt, und verdankten ihre Entstehung dem Pcrikles.
Erst in diesem Zeitalter trat die Malerei als selbständige Kunst
auf. Hochberühmt waren die Meisterwerke des Zenxis und Parrhasius.
In der Dichtkunst erhielt das Drama seine schönste Ausbildung
durch die Trauerspieldichter Äschylos, Sophokles uud Euri -
pides und durch den Lustspieldichter Aristöphanes.
Als bedeutende Geschichtsschreiber ragten hervor: H 6 r o d o t, der
„Vater der Geschichte", Thnkfdites und Xenophöu. Hoch an¬
gesehen wegen ihrer Weltweisheit waren: Plato, Aristoteles und
der große Römer Demosthenes. Ihre gedankenscharfen Schriften
richteten sich meist gegen die Sophisten, deren Beredsamkeit sich in
Geschwätzigkeit verlor, und die für Geld allen dienten.
14. Sokrates.
a) Sein rechtschaffener Charakter. Griechenlands Blüte ver¬
welkte nur zu bald. Namentlich waren die Athener durch die unauf¬
hörlichen Kriege immer verderbter geworden. Gegen die Verderbnis
trat der weise Sokrates auf. Er, ein Bildhauer, nahm sich vor,
Menscheuseelen zu bilden und studierte fleißig zu diesem Zwecke
die Schriften weiser Männer. Ant meisten bildete er sich durch eigenes
Nachdenken. Er haßte alles Scheiuweseu und bot das leuchtende Bei¬
spiel eines strengsittlichen Lebenswandels. „Nichts bedürfen ist göttlich,
wer aber ant wenigsten bedarf, steht der Gottheit am nächsten", so
lautete sein oberster Grundsatz. Seine Kleidung war einfach, während
seine Mitbürger den höchsten Wert auf äußeren Prunk setzten. Einfach
war auch feine Kost, daher blieb er in der Pestzeit gesund. „Nimmer
zu sehr", rief er deueit zu, die nicht mäßig zu leben verstanden. Als
Soldat zeigte er sich tapfer und ertrug die größten Beschwerden mit