Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte für höhere Lehranstalten und Mittelschulen

16 Erster Abschnitt. Geschichte des Ordenslandes Preußen bis zur Vereinigung Ostpreußens x 
Sache des Ordens etwas zu erhoffen sei. Da regte Luther in ihm 
den Gedanken an, den Orden aufzulösen und das Ordensland in ein 
weltliches Fürstentum zu verwandeln. Der Vermittelung verwandter 
Fürsten gelang es, die Einwilligung des Polenkönigs dazu zu gewinnen. 
Die meisten Ordensritter waren der Umwandlung des Ordens nicht 
abgeneigt, und im Lande wurde dieselbe, zumal mit ihr die Einfüh¬ 
rung der Reformation verbunden war, mit Freuden begrüßt. Im 
io-25 Frieden zu Krakau, 8. April 1525, wurde diese Abmachung bestä¬ 
tigt, und zwei Tage darauf erfolgte ebendort die feierliche Beleh¬ 
nung Albrechts als Herzogs von Preußen. Die Ordensritter 
wurden durch Anweisung von Gütern befriedigt und traten in den 
weltlichen Stand. Nur einige wenige waren mit der Aufhebung des 
Ordens nicht zufrieden. Sie verklagten den Herzog bei Kaiser und 
Papst. Zwar wurde gegen den neuen Herzog die Reichsacht aus¬ 
gesprochen, doch in Preußen kümmerte man sich wenig darum. Die 
dem Orden treu gebliebenen Ritter begaben sich nach Deutschland, wo 
der Orden zu Mergentheims in Württemberg bis in den Ansang 
dieses Jahrhunderts hinein bestanden hat. 
V. 
Preußen unter besonderen Herzögen 1525—1618. 
1525-68 1. Herzog Albrecht 1525 — 68. 
Der neue Herzog Albrecht hatte nach dem Frieden keinen Grund 
mehr, aus seiner religiösen Überzeugung ein Hehl zu machen, sondern 
erklärte sich offen für einen Anhänger Luthers. Im Lande selbst 
war der neue Glaube infolge der eifrigen Thätigkeit des samländischen 
Bischofs Georg von Po lenz bereits allgemein und fast widerstands¬ 
los angenommen. Albrecht ließ eine neue Kirchenordnung ganz im 
Sinne Luthers entwerfen. Er selbst nahm die dänische Königstochter 
Dorothea zur Gemahlin. Die Verwaltung des neuen Herzogtums wurde 
tu der Art geordnet, daß an die Stelle der früheren obersten Ordens- 
gebietiger vier Regimentsräte traten; aus den früheren Komtur¬ 
bezirken wurden Hauptämter, deren Verwalter Amtshauptleute hießen. 
Der Herzog sollte gehalten sein, seine Beamten und Räte aus den 
Reihen des preußischen Adels zu nehmen. Daher machte die Berufung 
von Ausländern, zu der sich der Herzog dennoch oft genötigt sah, im 
Lande viel böses Blut. 
Das höchste, unbestreitbare Verdienst hat sich Herzog Albrecht 
um das /höhere Schulwesen Preußens erworben. Er gründete mehrere 
lateinische Schulen und nach dem Beispiel anderer evangelischer Fürsten 
1) Mergentheim liegt an der Tauber.
	        
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