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Die Neuzeit.
Malta und Helgoland und bekam das um Ostfriesland vermehrte
Königreich Hannover zurück. Belgien und Holland wurden ver¬
einigt und als Königreich der Niederlande dem Prinzen Wilhelm
von Nassau-Oranien zugeteilt, der als König Wilhelm I. den
Thron bestieg. Österreich erhielt abgesehen von kleineren Anteilen
Galizien, Tirol, Salzburg und Venedig. Auf der apenninischen
und der pyrenäischen Halbinsel erlangten die früheren Herrscher
ihre Staaten zurück. Preußen gewann den nördlichen Teil des
Königreichs Sachsen, einen großen Teil Westfalens und den größten
Teil der jetzigen Rheinprovinz, ferner das frühere Schwedisch-
Pommern mit der Insel Rügen und das Großherzogtum Posen.
Die alte Verfassung Deutschlands wurde nicht wieder¬
hergestellt, vielmehr ein aus 39 Staaten bestehender deutscher
Bund eingerichtet, dessen Mitglieder selbständig und unabhängig
blieben, alle aber gemeinsam die Sicherheit Deutschlands nach
außen hin, sowie dessen innere Ruhe aufrecht erhalten sollten.
Zur Besorgung der gemeinsamen Buudeszwecke wurde ein immer¬
währender Bundestag zu Frankfurt am Main eingerichtet, auf
dem alle Bundesangelegenheiten unter dem Vorsitze Österreichs
beraten werden sollten.
2. Das Zeitalter nationaler Bestrebungen.
Der "gUmögcmg der 'glevotutioxx.
In Frankreich standen nach dem Sturze Napoleons schon
bald die Parteien von 1789 wieder einander gegenüber, die früheren
Meinungskämpfe erwachten wieder. Weder Ludwig XVIII. (1815—
1824), noch dessen Bruder Karl X. (1824—1830) vermochte es,
sich beliebt zu machen und die heftigen Parteikämpfe zu beschwich-
tigen. Immer wütender wurde die Regierung in der Deputierten¬
kammer und in den Zeitungen angegriffen, bis im Juli des Jahres
1830 die Revolution von neuem ausbrach, Karl X., der letzte
Bourbonenkönig abgesetzt und der Herzog Ludwig Philipp vou
Orleans auf den Thron erhoben wurde. Diese französische Juli¬
revolution erschütterte halb Europa.