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Nicht die Kirche hat also Huß zum Tode verurteilt.
Aber es war bestehendes Recht, daß der weltliche Arm den
Ketzer töten mußte, den sie ihm übergab.
Daher wies Kaiser Sigismund den so Ausgestoßenen
und Verurteilten dem Pfalzgrafen Ludwig mit den Worten
zu: „Lieber Oheim, da wir es sind, welche das weltliche
Schwert inne haben, nehmt ihn an unserer Statt nnd thut
ihm, wie einem Ketzer gebührt! Der Psalzgraf aber sprach
zu dem Voigte von Kostnitz: „Nehmt dort den Meister
Johannes Huß, um unserer beider wegen und nach unserm
Urteile verbrennt ihn als Ketzer."
Huß wurde sogleich zur Stadt hinausgeführt, wo der
Holzstoß seiner harrte. Von vier Henkersknechten und zwei
Dienern des Pfalzgrafen umgeben, ging er festen Schrittes
dem Tode entgegen. Nur rief er unterwegs mehrmals den
Erlöser um Erbarmen an. Als er des Holzstoßes ansichtig
wurde, sank er dreimal auf das Knie, um zu beten. Er
beichtete nicht, da ihn der Priester nur unter der Bedingung
von seinen Sünden lossprechen wollte, daß er widerriefe.
Er wollte noch zu dem Volke sprechen, welches ihm in großer
Schar folgte, aber der Pfalzgraf ließ es nicht zu.
Auf der Richtstätte angekommen, kettete man Huß, nach¬
dem man ihn auf einen hohen Schemel gestellt, an einen
Pfahl. Dann häufte man um ihn Holz und Stroh auf und
übergoß beides mit Teer. Man ließ ihm alles, was er an
sich trug, selbst seine Börse und zwei Messer. Ehe der
Scheiterhaufen angezündet ward, forderte der Kaiser den
Verurteilten noch einmal auf, zu widerrufen, um Seele und
Leib zu retten.
Huß wankte im Angesicht des Todes nicht. Er erklärte,
daß er sich unschuldig fühle; er habe die Wahrheit verkündet
und er sterbe mit Freuden für die Wahrheit. Nun loderte
der Scheiterhaufen auf, und nach kurzem Todeskampf endete
das Leben des Vorläufers Martin Luthers, den man nicht
mehr zu verbrennen wagte.
Johann XXIII. war in der Hoffnung nach Kostnitz
gekommen, daß man seine beiden Nebenbuhler absetzen und
ihn zum rechtmäßigen Papste erklären werde.
Als diese Hoffnung schwand, entfloh er, während aller
Aufmerksamkeit auf ein Turnier gerichtet war, als Reiters¬
knecht verkleidet, eine Armbrust in der Hand. Sigismund
aber gab Friedrich von Zollern dm Auftrag, ihn zurück-