Full text: Kurfürst Friedrich I. (Bd. 1)

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Nicht die Kirche hat also Huß zum Tode verurteilt. 
Aber es war bestehendes Recht, daß der weltliche Arm den 
Ketzer töten mußte, den sie ihm übergab. 
Daher wies Kaiser Sigismund den so Ausgestoßenen 
und Verurteilten dem Pfalzgrafen Ludwig mit den Worten 
zu: „Lieber Oheim, da wir es sind, welche das weltliche 
Schwert inne haben, nehmt ihn an unserer Statt nnd thut 
ihm, wie einem Ketzer gebührt! Der Psalzgraf aber sprach 
zu dem Voigte von Kostnitz: „Nehmt dort den Meister 
Johannes Huß, um unserer beider wegen und nach unserm 
Urteile verbrennt ihn als Ketzer." 
Huß wurde sogleich zur Stadt hinausgeführt, wo der 
Holzstoß seiner harrte. Von vier Henkersknechten und zwei 
Dienern des Pfalzgrafen umgeben, ging er festen Schrittes 
dem Tode entgegen. Nur rief er unterwegs mehrmals den 
Erlöser um Erbarmen an. Als er des Holzstoßes ansichtig 
wurde, sank er dreimal auf das Knie, um zu beten. Er 
beichtete nicht, da ihn der Priester nur unter der Bedingung 
von seinen Sünden lossprechen wollte, daß er widerriefe. 
Er wollte noch zu dem Volke sprechen, welches ihm in großer 
Schar folgte, aber der Pfalzgraf ließ es nicht zu. 
Auf der Richtstätte angekommen, kettete man Huß, nach¬ 
dem man ihn auf einen hohen Schemel gestellt, an einen 
Pfahl. Dann häufte man um ihn Holz und Stroh auf und 
übergoß beides mit Teer. Man ließ ihm alles, was er an 
sich trug, selbst seine Börse und zwei Messer. Ehe der 
Scheiterhaufen angezündet ward, forderte der Kaiser den 
Verurteilten noch einmal auf, zu widerrufen, um Seele und 
Leib zu retten. 
Huß wankte im Angesicht des Todes nicht. Er erklärte, 
daß er sich unschuldig fühle; er habe die Wahrheit verkündet 
und er sterbe mit Freuden für die Wahrheit. Nun loderte 
der Scheiterhaufen auf, und nach kurzem Todeskampf endete 
das Leben des Vorläufers Martin Luthers, den man nicht 
mehr zu verbrennen wagte. 
Johann XXIII. war in der Hoffnung nach Kostnitz 
gekommen, daß man seine beiden Nebenbuhler absetzen und 
ihn zum rechtmäßigen Papste erklären werde. 
Als diese Hoffnung schwand, entfloh er, während aller 
Aufmerksamkeit auf ein Turnier gerichtet war, als Reiters¬ 
knecht verkleidet, eine Armbrust in der Hand. Sigismund 
aber gab Friedrich von Zollern dm Auftrag, ihn zurück-
	        
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