Full text: Kurfürst Friedrich I. (Bd. 1)

III. Die Söhne und der Enkel. 
I. Friedrich II. 
Friedrich war ein Fürst von frommer Gesinnung. Er 
sah mit Bedauern, wie der religiöse Sinn unter den Menschen 
schwand, wie Verwilderung, Rohheit, Gottlosigkeit immer mehr 
platz griffen. Es erschien ihm als eine vorzügliche Herrscher¬ 
pflicht, die helfende Hand an die Gebrechen der Zeit zu 
legen, die fromme Hingabe an Gott, den Erlöser, die Jung¬ 
frau Maria durch eigenes Beispiel zu fördern. Maria wurde 
damals besonders Gegenstand der Verehrung; man feierte 
ihre Feste mit besonderer Feierlichkeit, man baute Kirchen 
und stellte sie unter ihren Schutz. Eine Marienkirche befand 
sich auch auf dem Berge vor der Stadt Brandenburg an der 
Stelle, wo einst der Tempel des dreiköpfigen Triglaff stand. 
Dieser Ort schien dem Kurfürsten besonders geeignet, Mittel¬ 
punkt einer frommeren Gesellschaft zu werden. Er stiftete 
daher hier einen Orden, einen Bund adliger Männer und 
Frauen, zu dem Zwecke, sich mit ihnen zu einem religiös sitt¬ 
lichen Leben zu verpflichten. Sie wollten die Gottlosigkeit 
und Unsittlichkeit meiden, ein gottgefälliges, nüchternes und 
keusches Leben führen und einander beistehen in allen Nöten 
und Gefahren. Zur bestimmten Zeit versammelten sich die 
Mitglieder in der Marienkirche zu Brandenburg. Vom Schwane 
geht die Sage, daß er seinen Tod zuvor wisse und die Todes¬ 
stunde durch Gesang verkündige; wie der Schwan des Todes 
gewärtig ist, so soll auch der Mensch gedenken, vaß er jeder¬ 
zeit sterben kann. Friedrich gab den Mitgliedern des 
Ordens ein gemeinsames Zeichen, eine Kette um den Hals 
zu tragen, daran hing das Bild der Jungfrau Maria mit 
dem Jesuskinde und unter diesem das eines Schwanes. 
Daher hat man den Orden auch Schwanenorden genannt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.