Full text: Das Mittelalter (Bd. 2)

— 140 — 
der Johanniter sich zu einem klösterlichen Vereine verbanden. 
König Balduin II. räumte ihnen einen Teil seines Palastes ein, 
welcher an den alten Salomonischen Tempel stiess, und daher 
erhielten sie den Namen fratres militiae templi, Tempelherren 
oder Templer. Um 1128 nahmen sie eine vom heil. Bernhard 
von Clairvaux entworfene Regel an, erhielten vom Papst Hono- 
rius II. die Bestätigung und wählten als Ordenstracht einen 
weissleinenen Mantel mit achteckigem, rotem Kreuze. An der 
Spitze des Ordens stand der Hochmeister, dem die höheren 
Beamten, der Grosscomthur, Marschal, Seneschal, Schatzmeister 
und der Turkopolier oder Befehlshaber der Leichtbewaffneten 
untergeben waren. Die Templer zeichneten sich durch Kühnheit 
und Mut im Kampfe mit den Ungläubigen bald so aus, dass sie 
ein Schrecken der Feinde wurden. Daher wuchs denn auch ihre 
Zahl sehr schnell, und Könige und Fürsten beeiferten sich, den 
Orden mit Vorrechten und Gütern auszustatten. Als Accon, die 
letzte Besitzung der Christen in Palästina, in die Hände der 
Ungläubigen gefallen war, zogen sich die meisten Mitglieder des 
Ordens auf die reichen Ordensgüter nach Frankreich, Spanien 
und Deutschland zurück und führten hier ein müssiges Leben. 
Aber bald reizte der Reichtum des Ordens den französischen 
König Philipp IV. den Schönen, die Güter desselben einzuziehen. 
Der unter französischem Einflüsse stehende Papst Clemens V. 
sprach auf dem Konzil zu Vienne 1312 die Aufhebung des Ordens 
aus (vgl. § 93, 1). 
§ 62. Übersicht der folgenden sechs bedeutendsten Kreuzzüge. 
Der 2. Kreuzzug (1147—49) wurde von Ludwig VII. von Frank¬ 
reich und von Kaiser Konrad III. unternommen, um das von dem Fürsten 
von Aleppo eroberte Edessa wieder zu gewinnen; aber weder dieses Ziel 
wurde erreicht, noch auch das belagerte Damascus eingenommen. Als auch 
Jerusalem vom Sultan Saladin erobert war, machten Kaiser Friedrich 
Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz 
von England den 3. Kreuzzug (1189—92). Nach dem baldigen Tode des 
Kaisers war das einzige Ergebnis dieses Zuges die Erstürmung von Accon. 
Der 4. Kreuzzug (1202—1204) ward auf Betreiben des Papstes Innocenz III. 
von mehreren französischen Rittern mit Unterstützung der Venetianer unter¬ 
nommen. Er richtete sich nicht gegen Jerusalem, sondern, trotz der Gegen¬ 
mahnung des Papstes, gegen das durch Thronstreitigkeiten zerrüttete byzan¬ 
tinische Reich, wo nach dem Sturze des Comnenischen Herrscherhauses das 
lateinische Kaisertum (1204—1261) errichtet wurde. Zur Übernahme
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.