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der Johanniter sich zu einem klösterlichen Vereine verbanden.
König Balduin II. räumte ihnen einen Teil seines Palastes ein,
welcher an den alten Salomonischen Tempel stiess, und daher
erhielten sie den Namen fratres militiae templi, Tempelherren
oder Templer. Um 1128 nahmen sie eine vom heil. Bernhard
von Clairvaux entworfene Regel an, erhielten vom Papst Hono-
rius II. die Bestätigung und wählten als Ordenstracht einen
weissleinenen Mantel mit achteckigem, rotem Kreuze. An der
Spitze des Ordens stand der Hochmeister, dem die höheren
Beamten, der Grosscomthur, Marschal, Seneschal, Schatzmeister
und der Turkopolier oder Befehlshaber der Leichtbewaffneten
untergeben waren. Die Templer zeichneten sich durch Kühnheit
und Mut im Kampfe mit den Ungläubigen bald so aus, dass sie
ein Schrecken der Feinde wurden. Daher wuchs denn auch ihre
Zahl sehr schnell, und Könige und Fürsten beeiferten sich, den
Orden mit Vorrechten und Gütern auszustatten. Als Accon, die
letzte Besitzung der Christen in Palästina, in die Hände der
Ungläubigen gefallen war, zogen sich die meisten Mitglieder des
Ordens auf die reichen Ordensgüter nach Frankreich, Spanien
und Deutschland zurück und führten hier ein müssiges Leben.
Aber bald reizte der Reichtum des Ordens den französischen
König Philipp IV. den Schönen, die Güter desselben einzuziehen.
Der unter französischem Einflüsse stehende Papst Clemens V.
sprach auf dem Konzil zu Vienne 1312 die Aufhebung des Ordens
aus (vgl. § 93, 1).
§ 62. Übersicht der folgenden sechs bedeutendsten Kreuzzüge.
Der 2. Kreuzzug (1147—49) wurde von Ludwig VII. von Frank¬
reich und von Kaiser Konrad III. unternommen, um das von dem Fürsten
von Aleppo eroberte Edessa wieder zu gewinnen; aber weder dieses Ziel
wurde erreicht, noch auch das belagerte Damascus eingenommen. Als auch
Jerusalem vom Sultan Saladin erobert war, machten Kaiser Friedrich
Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und Richard Löwenherz
von England den 3. Kreuzzug (1189—92). Nach dem baldigen Tode des
Kaisers war das einzige Ergebnis dieses Zuges die Erstürmung von Accon.
Der 4. Kreuzzug (1202—1204) ward auf Betreiben des Papstes Innocenz III.
von mehreren französischen Rittern mit Unterstützung der Venetianer unter¬
nommen. Er richtete sich nicht gegen Jerusalem, sondern, trotz der Gegen¬
mahnung des Papstes, gegen das durch Thronstreitigkeiten zerrüttete byzan¬
tinische Reich, wo nach dem Sturze des Comnenischen Herrscherhauses das
lateinische Kaisertum (1204—1261) errichtet wurde. Zur Übernahme