Metadata: Neue, speciell preußische Geschichte (Teil 3)

Friedrich Wilhelm III. 109 
Feldmarschall war. Sie und ihre Schwester galten für die beiden 
schönsten Fürstentöchter Deutschlands. Als beide Prinzessinnen im Jahre 
1793 mit ihrer Großmutter nach Frankfurt kamen, wurden sie von 
Friedrich Wilhelm II. zum Abendessen eingeladen. Hier wurde der 
Kronprinz, nach seinen eigenen Worten, von der Huld und Güte Luiseu's 
so getroffen, daß er um ihre Hand anhielt; zugleich gewann sein Bruder 
die Prinzessin Friederike. Am 24. April feierten die Prinzen ihre 
Doppelverlobung zu Darmstadt, und am heiligen Abend (1793) fand 
die Hochzeit des kronprinzlichen Paares statt. 
Als Luise nach dem Kriege mit dem königlichen Bräutigam in Berlin einzog, 
zeigte sich ihre leutselige Weise gleich bei dem fröhlichen Empfange des Volkes. Eine 
Schar weißgekleideter Mägdlein begrüßte sie festlich, und eins derselben überreichte 
ihr einen Myrtenkranz und sprach dabei einige niedliche Verse. Da neigte sich Luise 
und küßte es herzhaft. Weil dies aber gegen die Hofsitte verstieß, sagte die Ober- 
hosmeisterin in vorwurfsvollem Tone: „Was haben Königliche Hoheit gethan? das 
ist gegen allen Anstand!" Betroffen fragte Luise: „Darf ich denn das nicht mehr 
thuu?" Luise war die schönste Königin und besaß eine noch schönere Seele. Ein 
damaliger Dichter sang: 
„Mehr als ein Königreich gab der Himmel dir in Luisen; 
Aber du brachtest ihr auch mehr als die Krone — dein Herz." 
Das eheliche Leben der beiden Neuvermählten gestaltete sich zu 
einem segensreichen Muster für jene Zeit, in welcher namentlich die 
höchsten Stände eheliche Zucht und Treue oft aus den Augen setzten. 
Als Luise zum erstenmal ihren Geburtstag in Berlin feierte, 
schenkte ihr der König das prächtig ausgestattete Schloß Oranienburg, 
in dem Luise von Oranien einst segensreich gewaltet hatte. Dennoch 
bewohnte sie es nicht, sondern gab dem lieblichen Landgute Paretz den 
Vorzug, das ihr Gemahl zwei Meilen von Potsdam an den Wiesen der 
Havel „in einfach ländlichem Stile" erbauen ließ. 
Dem Baumeister und Gärtner sagte er: „Nur immer denken, daß Sie für 
einen armen Gutsbesitzer bauen." In Paretz sah man keine kostbaren Möbeln, keine 
prächtig geschmückten Wände, keine reichgearbeiteten Teppiche, keine seidenen Decken 
und Vorhänge, keine goldenen mtb silbernen Gerätschaften oder andere wertvolle 
Kunstsachen. Einer fremden Fürstin versicherte Luise auf ihre Frage, sie gefalle sich 
ausnehmend als „gnädige Frau von Paretz" — so nannten sie die Landleute. Beim 
Erntefeste vergaß das fürstliche Paar seine Hoheit und mischte sich in die lustigen 
Tänze der jungen Bauersöhne und Töchter und tanzte vergnügt mit; selbst von Köckeritz 
und die Oberhofmeisterin tanzten dann wohl. Als aber einmal Luise und ihr Gemahl 
auf einem Leiterwagen in den Wald wollten, lehnte die Oberhofmeisterin es standhaft 
ab, die Fahrt mitzumachen. 
, Trotz der strengen Hofsitte, die das höfliche „Sie" vorschrieb, gebrauchten 
Friedrich Wilhelm und Luise im Verkehr unter einander das trauliche „Du". Die 
Kunde davon drang zum Könige, der seinen Sohn darüber befragte, aber die Antwort 
erhielt: „Mit dem Du weiß man doch immer, woran man ist; dagegen bei dem 
„Sie" ist immer das Bedenken, ob's mit einem großen S geschrieben wird, oder 
mit einem kleinen." 
Das eheliche Glück des künftigen Königspaar«.s wurde erhöht durch 
die Geburt zweier Söhne: die Geburt des späteren Königs Friedrich 
Wilhelm IV. fällt in das Jahr 1795, die uufers jetzigen Kaisers in 
das Jahr 1797. 
c. Thronbesteigung. Am 16. November 1797 bestieg Friedrich 1797
	        
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