Die Königin Elisabeth Christine. 63
zu machen. Ich habe die öffentlichen Einkünfte nie zu meinem Nutzen
verwendet und scheue mich nicht, öffentlich Rechenschaft abzulegen. Meine
letzten Wünsche in dem Augenblicke, wo ich den letzten Hauch von mir
gebe, werden für die Glückseligkeit meines Reiches sein."
50. Die Königin Elisabeth Christine.
Ihre Stellung als Kronprinzessin. Friedrich II. war mit der
Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern vermählt. Er
hatte sie nicht aus Neigung, sondern nur nach der Bestimmung seines Vaters
geheiratet. Seine Absicht, sich mit der Prinzessin Amalie von England zu
vermählen, hatte er aufgeben müssen, um mit dem Vater nicht in Wider¬
spruch zu geraten. In der ersten Zeit der Ehe lebte Elisabeth Christine
mit ihrem Gemahl teils in Rheinsberg, teils in Neu-Ruppin oder Berlin,
wurde aber in die Kreise Friedrichs, der sich mit Künstlern, Dichtern und
Gelehrten umgab, selten hineingezogen.
Als Königin. Seit Friedrich zur Regierung gekommen war, zog er
sich allmählich von seiner Gemahlin zurück, richtete derselben aber einen
glänzenden Hofstaat ein und ließ ihr auch die einer Königin gebührende
Ehre zu teil werden. Friedrich schenkte seiner Gemahlin das Lustschloß
Schönhausen, wo sie ihren liebsten Sommersitz hatte. In Schloß Sans¬
souci soll sie indes niemals gewesen sein. Trotzdem der König sich von
seiner Gemahlin zurückzog, hat er ihr doch stets Achtung und Ehrfurcht
gezollt. Bei besonderen Familienfestlichkeiten erschien er an ihrer Seite,
und wenn er Gesandte aus fremden Staaten empfing, so wurden dieselben
auch der Königin vorgestellt. Sobald es jemand an der nötigen Achtung
gegen seine Gemahlin fehlen ließ, war er sehr ungehalten. In seinem
Testament bezeichnet er sie als eine Fürstin, die nie vom Pfade der Tugend
abgewichen.
Eigenschasten. Elisabeth Christine besaß ein frommes Gemüt. Mehr
als die Hälfte ihres Einkommens verwandte sie zu wohlthätigen Zwecken.
Trotz der Zurücksetzung, die sie von ihrem Gemahl erfahren, schrieb sie doch
nach seinem Tode: „Es giebt keinen Tag, an dem ich nicht Thränen ver¬
gieße, um diesen teueru, unvergleichlichen König." Ihr Leben floß nicht
ganz freudlos hin; denn durch ihre Frömmigkeit und Leutseligkeit, sowie
durch ihr Wohlwollen gegen jedermann bereitete sie sich mancherlei Genüsse.
Durch die Ruhe des Gewissens erhielt sie sich die Heiterkeit des Lebens,
so daß sie vor ihrem Ende sagen konnte: „Gott hat mich gnädig bewahrt,
daß ich mir keine Handlung vorwerfen darf, durch die irgend ein Mensch
mit meinem Wissen an seinem Glück gelitten hätte." — Ihren Gemahl
überlebte die Königin noch lange, und sie erreichte ein Alter von 81 Jahren.
51. Die Kaiserin Maria Theresia. 1740—1780.
. Regierungsantritt. Kaiser Karl VI. hatte keinen Sohn und be¬
stimmte daher durch ein besonderes Gesetz, die sogenannte „pragmatische
Sanktion", daß seine Tochter Maria Theresia ihm in der Regierung folgen
sollte._ Als sie jedoch den Thron bestieg, erhoben sich Preußen, Frankreich,
Spanien, Bayern und Sachsen gegen sie und machten Ansprüche aus ein¬
zelne österreichische Erblaude. So entstand unter Teilnahme der verschie-
denftcnMächte der österreichische Erbfolgekrieg.
Treue der Ungarn. In ihrer Bedrängnis begab sich Maria
Theresia nach Ungarn. Auf dem Reichstage zu Preßburg bat sie die Ver-