Full text: Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen

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Mit dem Festerwerden des Bodens ändert sich die Pflanzen¬ 
decke. Im verlaus einiger Jahre weicht der „Queller" dem „Andel" 
und dieser den kurzen Vorlandsgräsern. Meerstrandsnelken und-Astern 
zieren den dichten grünen Teppich, und stellenweiße zeigt sich der 
weiße Alee. Ist solches Vorland in recht großer Ausdehnung vor¬ 
handen, so wird es durch einen Deich gegen die Flut gesichert. 
Auf der dem Meere zugekehrten Leite des Deiches schreitet die 
Lchlickaustreibung weiter sort; es entsteht immer neues „Außen¬ 
deichsland". Das neugewonnene, vom alten und neuen Deich ein¬ 
geschlossene Ltück Land nennt man in Lchleswig-cholstein Aoog, in 
Ostfriesland und Holland holder. Tin Aoog wird durch Gräben 
von 2—5 m Breite und \—2 m Tiese in „Fennen" geteilt, die 
durch große Fruchtbarkeit der Landwirtschaft reichen Ertrag liefern. 
Nach D. Dettefsen und S. peterfen. 
218. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal. 
1. Die Westküste Jütlands, das Kattegat und das Skager-Rak 
gelten mit Recht für gefährliche Punkte der Schiffahrt: durchschnittlich 
sind in diesen dänischen Gewässern jährlich 200 Schiffe (im Jahre 
1872 sogar 423 Schiffe) durch Strandung und Schiffbruch verunglückt. 
Besonders die Westküste Jütlands ist mit vielen Schiffstrümmern be¬ 
deckt, so daß man sie wohl die „eiserne Küste" oder den „Kirchhof 
der Schiffe" genannt hat. Hunderte von Menschenleben und Millionen 
von Gütern sind an der jütischen Küste verloren gegangen. Nicht zu 
verwundern ist daher, wenn seit Jahrhunderten zur Vermeidung der 
gefährlichen Fahrt um Skagen und zugleich zur Abkürzung des See¬ 
weges zwischen Nord- und Ostsee Pläne entworfen worden sind, von 
denen einige auch zur Ausführung gelangten. 
Die älteste künstliche Verbindung der beiden genannten Meere 
ist der von der früher mächtigen Hansastadt Lübeck erbaute und im 
Jahre 1398 eröffnete Stecknitzkanal, der feiner geringen Tiefe wegen 
aber nur von flachgehenden Fahrzeugen benutzt werden konnte und im 
Jahre 1900 durch den Elb-Travekanal ersetzt worden ist, der eine 
Länge von 67 km und eine Tiefe von 2,5 m hat und 35 Millionen 
Mark gekostet hat. Zu größerer Bedeutung als der Stecknitzkanal 
gelangte der 1777—1784 unter der dänischen Regierung erbaute 
Eiderkanal, der bei einer Breite von 31 m und 3,5 m Tiefe alle da¬ 
mals vorhandenen deutschen Kanäle übertraf und für feine Zeit ein
	        
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