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Bunde. Zu Österreich standen alle mächtigeren deutschen Staaten
(Bayern, Württemberg, Baden, Sachsen, Hannover, Kurhessen, Hessen-
Darmstadt, Nassau u. a.), zu Preußen, das sich indes mit Italien ver¬
bündet hatte, nur Mecklenburg, Oldenburg, Braunschweig, Koburg-Gotha
und einige andere Kleinstaaten.
Besetzung von Hannover und Kurhessen. Um die Verbindung
mit den rheinischen Provinzen herzustellen, rückten die Preußen mit
Blitzesschnelle in Hannover und Kurhessen ein. Den kurhessischen Sol¬
daten gelang es, den Main zu erreichen und sich mit den süddeutschen
Truppen zu vereinigen. Der Kursürst, welcher in seiner Residenz blieb,
wurde gefangen genommen und nach Stettin geschickt. Der blinde König
Georg von Hannover, welcher aus dem Welsenstamme entsprossen war, ver¬
sammelte seine Truppen bei Göttingen, um durch Kurhessen nach Süden
durchzubrechen und sich mit den Bayern zu vereinigen. Durch die preu¬
ßischen Generale Manteuffel und Göben wurde sein Heer jedoch um¬
zingelt, und bei Langensalza in der Provinz Sachsen kam es (ant
27. Juni) zu einem blutigen Gefecht, in welchem die Hannoveraner
siegten. Da jedoch für die Preußen Verstärkungen eintrafen, so wurden
die Hannoveraner derartig bedroht, daß sie sich nach zwei Tagen ergaben.
Ihre Armee wurde ausgelöst und iu die Heimat entlassen. König Georg
und sein Sohn erhielten die Freiheit zu bleiben, wo sie wollten. Die
preußischen Truppen, welche bei diesen Unternehmungen thätig gewesen,
schlossen sich nun zu der sogeuauuten „Mainarmee" zusammen und
hatten unter dem General Vogel von Falckenstein die Aufgabe, gegen
die süddeutschen Verbündeten der Österreicher vorzugehen.
Besetzung von Sachsen. Die Hauptarmeeeu. Auch das König¬
reich Sachsen wurde von den Preußen besetzt. Herwarth von Bitten¬
feld rückte mit der „Elbarmee" von Torgau aus vor und nahm Dres¬
den, während Prinz Friedrich Karl von der Lausitz
aus vordrang und mit der „ersten Armee" den öst¬
lichen Teil des Landes besetzte. Da der König von
Lachsen mit seinen Truppen bereits nach Böhmen
gezogen war, um sich mit den Österreichern zu ver¬
einigen, so wurde das ganze Land bis auf die starke
Festung Königstein ct. d. Elbe von den Preußen ohne
Schwertstreich besetzt. In Schlesien stand die „zweite
Armee" unter dem Kronprinzen von Preußeu, um
hier einem etwaigen Angriff der Österreicher zu be-
gcgneit. Einen Teil seiner Streitkräfte hatte Öfter- Herwarth v. Bittemeld,
retch gegen da» mit Preußen verbündete stalten ge¬
schickt, jtm dort Veuetien zu erobern. Die Hauptmacht des österreichi¬
schen Heeres aber stand unter dem Feldzengmeister Benedek im öst¬
lichen Böhmen.
Müncheugrätz und Gitschin. Friedrich Karl und Herwarth vou
^tttenseld rückten auf verschiedenen Wegen in Böhmen ein, bei welcher
Gelegenheit Friedrich Karl zu seinen Truppen sprach: „Unser Anfang
fei mit Gott. Lasset eure Herzen zu Gott schlagen und eure
Fäuste ans den Feind." Beide Heere vereinigten sich bei München-
grütz, wo sie (ant 28. Juni) die Sachsen und Österreicher besiegten, welche
unter dem General Clam-Gallas standen. Nachdem letzterer (ant
29. Juni) auch bei Gitschin (westlich von der oberen Elbe) besiegt worden,
kounten sich Friedrich Karl und Herwarth vou Bittenfeld mit dem Kron-
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