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hatte. Er brachte ein starkes, kriegstüchtiges Heer mit und verließ sich auf
die unwiderstehliche Wucht der Phalanx, ans seine vorzügliche Reiterei und
zahlreiche Elefanten. In zwei großen Schlachten wurden die Römer besiegt,
aber die Verluste des Pyrrhus warnt so bedeutend, daß er nach der zweiten
Schlacht ausrief: „Noch einen solchen Sieg, und ich bin verloren!" Er ver¬
suchte nun auf friedliche Weise den Krieg zu beenden. Aber der römische
Unterhändler Fabrrcins war weder durch Drohungen noch durch Bestechung
zu gewinnen (s.u.IX). Des Pyrrhus Gesandter Cineas hätte die Senatoren
beinahe dazu gebracht, Frieden und Bündnis mit Pyrrhus zu schließen; da
ließ sich der hochbetagte blinde App ins Claudius in den 'Senat tragen
und forderte die Senatoren in so flammenden Worten auf, den Antrag ab¬
zuweisen, daß sie schließlich dem Pyrrhus sagen ließen, Rom werde nicht
eher mit ihm in Verhandlungen treten, bis er Italien geräumt habe. Nun
wandte sich Pyrrhus zunächst gegen die Karthager, um ihnen Sizilien zu
entreißen; nach einigen Jahren aber kehrte er, von den sizilischen Griechen
im Stich gelassen, nach Italien zurück und erlitt hier in der Schlacht bei
Beneventnm (275) eine vollständige Niederlage. Der siegreiche Konsul 275
Cürins Dentatus konnte bei seinem Triumphzuge vier erbeutete Elefanten
aufführen. Pyrrhus aber sah ein, daß seine großen Pläne scheitern mußten,
da ihm nicht Orientalen, wie dem Alexander, sondern Römer entgegenstanden.
Er ging nach Griechenland zurück, wo er bald rühmlos unterging. Nach
einigen Jahreu mußte Tarent den Römern seine Tore öffnen, die nunmehr
Herren von ganz Italien geworden waren.
IX. Römischer Heldensmn.
Die drei Jahrhunderte von 500—200 v.Chr. sind die eigentliche Helden¬
zeit Roms. Eine große Anzahl hervorragender Bürger wetteifert, ihrer
Vaterstadt zn dienen und sie zu immer höheren Stufen der Macht und des
Ruhmes emporzuheben. Dabei zeigen sie so glänzende Charaktereigenschaften,
daß sie nicht nur von den späteren Römern, sondern auch von den Völkern
der Neuzeit als Vorbilder der Vaterlandsliebe gepriesen worden sind.
Der Dienst für das Vaterland erschien den Römern als die allerhöchste
Pflicht, neben welcher alle anderen Pflichten zurückzutreten hatten. Im Kriege
zeigte sie sich in der persönlichen Tapferkeit, wie sie z. B. ein Horatins
Coeles (f. o. IV) einer Überzahl von Feinden gegenüber bewies. Daß man
das Leben gern zum ^pfer bringen müsse, um das Vaterland zu retten, dafür
sind besonders berühmte Beispiele der Ritter Curtius und der Konsul Deeius
Mus (s.o.VIII). — Mitten auf dem Forum entstand einst, wie die Sage
berichtet, plötzlich ein Schlund, ans dem Flammen hervorbrachen. Erst daun,
so verkündeten die Seher, werde der Abgrund sich wieder schließen, wenn
Rom das Edelste, was es besitze, hineinwerfe. Nun brachte man die wert-