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in ihr Land machte, geschah so plötzlich, daß sie keinen rechten
Widerstand leisten konnten; sie mußten die Thore ibrer
starken Festung Eresburg öffnen und mitansehen, wie ihr
Heiligtum, die Jrmiusäule, zerstört wurde. Kaum aber
war Karl aus dem Lande fortgezogen, als sie sich unter
tapferen Heerführern wieder erhoben und heldenmütig um
ihre Freiheit kämpften. Zwar wurde Karl des Aufstandes
bald Herr, aber immer von neuem riesen die sächsischen Heer¬
führer Wittekind und Albion das unterdrückte Volk zu
den Waffen. Der König war in den Kriegen gegen biet
Sachsen nicht immer glücklich. Einmal mußte er sogar mit
den Seinen das Heil in der Flucht suchen; in großer No
kam er an das Mainufer, die Feinde dicht hinter sich. Ein
dichter Nebel machte es unmöglich, einen Übergang zu finden.
Schon glaubte sich Karl verloren, als der Nebel sich teilte,
und die Franken sahen, wie eine Hinbin ihre Jungen hin¬
über zum anderen Ufer führte; nun 6elchritten auch sie bieseu
Weg. Als aber bie Sachsen ankamen, war wieber alles in
dichten Nebel gehüllt. Zum Anbenken an die wunderbare
Errettung baute Karl später an der Stelle des Main, wo
ihm die Hindin die Furt entdeckt hatte, die Stabt Frank¬
furt, welche im Laufe ber Jahre zu großem Ansehen ge¬
langte. Um bie Sachsen voMänbig unter bas fränkische
Joch zu beugen, schritt Karl zu Gewaltmaßregeln. Nicht
nur, baß er ihnen Glauben unb Freiheit raubte, sonbern er
zog auch ihre Güter ein, veränberte ihre Gesetze, setzte frän¬
kische Beamte unb Priester über sie unb zwang sie zu fränkischen
Steuern unb Kriegsbiensien. Das reizte unb verbitterte die
Gemüter nur noch mehr; Karl erkannte beim auch balb, daß
mit bloßer Gewalt wenig zu erreichen sei und versuchte
wieder, auf friedlichem Wege dem Christentum und seiner
Herrschaft Eingang zu verschaffn. Er schickte zu Wittckinb
unb lud ihn zu einem Gespräch zu sich. Da diesem freies
Geleit zugesagt worden war, erschien er: denn er freute sich