Full text: Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen (T. 5)

§ 8. Vom Augsburger Religionsfriedeu bis zum Dreißigjährigen Kriege. 35 
Bekämpfung bey spanischen Seehandels war das gemeinschaftliche Ziel, und 
Holland — so nannte man den iteueu Staat nach seiner wichtigsten Provinz Holland, die erste 
— trat zuerst die spanische Erbschaft in der außereuropäischen Kolonisation SeeigMt.bcr 
an (Kapland, Ostindien): es wird im 17. Jahrhundert die erste See - 
macht der Welt. 
B. Die Gegenreformation nnd der Dreißigjährige Krieg. 
§ 8. Vom Augsburger Religionsfriedeu bis zum Ausbruch des 
Dreißigjährigen Krieges (1555 bis 1618). 
Vorbemerkung. Eine Zeitlang schien es, als solle Deutschland in reli¬ 
giöser Beziehung wieder einheitlich werden. Denn der Protestantismus griff 
derart um sich, daß um das Jahr 1570 wohl drei Viertel der deutschen Be- £vei Viertel des 
völkerung sich zur neuen Lehre bekannten; selbstin Bayern, Tirol, Öfter- pr^stEisch. 
reich und Steiermark zählte sie viele eifrige Anhänger. Norddeutschland 
erhielt bis auf wenige Gegenden Gleichartigkeit ans geistlichem und damit 
auf geistigem Gebiete. Ohne Rücksicht ans den „geistlichen Vorbehalt" zu 
nehmen, wählten hier die evangelischen Domherren der Stifter evan¬ 
gelische Bischöfe („Administratoren"), wozu sie gewöhnlich jüngere 
^öhne der benachbarten Fürstenhäuser nahmen, wie es anch in der katholischen 
Zeit üblich gewesen war. Die Stellung des Kaisers, und damit das Schwächung der 
Ansehen des Reiches nach außen hin, hatte sich sehr verschlechtert, ein deut- tia,iermact,t' 
sch es Nationalgefühl war kaum vorhanden. Stück für Stück ließ man von 
begehrlichen Nachbarn aus dem deutschen Staatskörper reißen, wiewohl das 
Reich doch immer noch Männer und Mittel genug gehabt hätte, um alle 
seine Grenzen zu schützen und seine Stellung zu behaupten. 
1. Ferdinand I. Ferdinand von Österreich, der im Jahre 1558 lsse-isei. 
zum Römischen Kaiser gewählt wurde, hatte viel mit den Türken zu 
kämpfen, die Süd- und Mittelungarn zu einer Provinz ihres Reiches Türkenkämpfe. 
gemacht hatten (f. S. 26). In der religiösen Frage hielt er sich, ob¬ 
wohl er persönlich ein eifriger Katholik war, streng an den Augsburger 
Religionsfrieden. 
Während seiner Regierung wurde die Kirchenversammlung, die ^enunfamm 
wieder nach Trient zurückverlegt worden war, beendet (1545 bis u"9bon$r,eut 
1563). Sie war einst berufen worden, um die Glaubenseinheit wieder- 
herzustellen, mußte sich aber zum Schluß damit begnügen, durch Fest¬ 
legung noch schwankender katholischer Glaubenslehren den Unter¬ 
schi e d zwischen beiden Konfessionen aufs schärfste her¬ 
vorzuheben. S>o gab das Tridentiner Konzil, das mit einer Ver¬ 
fluchung des Protestantismus schloß, dem Katholizismus seine int 
wesentlichen heute noch unveränderte feste Gestalt. Von den Segnun¬ 
gen der Reformation hat aber auch er seinen Anteil bekommen-' denn Reform des La¬ 
das Konzil hat infolge der zahllosen Beschwerden viele Mißbrauche tt|0l,,M'mue 
abgeschafft und viele Bestimmungen betreffs einer bessern Heranbil-
	        
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