§ 9. Der Dreißigjährige Krieg (1618 bis 1648). 41
Anlaß der böhmischen Thronfolge angegriffen worden, also hatten
„Kaiser und Reich" nichts mit diesem Kampfe zu tun.
3. Der Niedersächsisch-dänische Krieg (1624—1629). Mit wach- Veranlassung,
sender Besorguis sahen die protestantischen Staaten des Nordens und
des Westens aus die große Mehrung der kaiserlichen Macht und den
Sieg des Katholizismus. Das Heer, das Tilly zwischen Weser und
Rhein befehligte, unterstützte die Bestrebuugeu des Kaisers uud der
Liga, die norddeutschen Bistümer dem Katholizismus zurückzugewiu-
ueu, und auch die weltlicher: Fürsten fühlten sich nicht mehr sicher.
Darum stellte der Niedersächsische Kreis eiu Heer auf und erhob
Christian IV. von Dänemark, der ihm als Herzog von Holstein
angehörte, zum Kreisobersteu. Hollaud und England schlossen mit ihm
ein Bündnis ab und setzten Ernst von Mansfeld in den Stand,
wiederum Truppen anzuwerben.
Die Fortsetzung des Kampfes brachte den Kaiser in große Ver- Unb9egnf^BjefJ“9e
legeuheit, da er wegen eines neuen Krieges mit dem protestantischen
Fürsten Bethlen Gabor von Siebenbürgen, der ihm schon ein¬
mal Ungarn streitig gemacht hatte, seine Truppen nach Ungarn ziehen
mußte; außerdem wurde ihm die Abhängigkeit von der kriegsgewal¬
tigen Liga immer lästiger. Die widerrechtlich ins Land gezogenen spa¬
nisch e n S ö l d n e r, die bei Freund und Feind gleich furchtbar hausten,
hielten Mitteldeutschland, die ligistische Streitmacht unter Tilly Nieder¬
deutschland besetzt.
Da trat ein böhmischer Edelmauu namens Albrechtvon Wald-
stein (seit Schiller allgemein Wallen stein genannt) mit dem An- Wauensiein.
erbieten an ihn heran, ihm eiu Heer von 20 000 Mann auzuwerbeu.
Ferdinand nahm es an und ernannte ihn zum „Ca Po über alles Jhro
Bolk, so dieser Zeit im Heilige» Römischen Reich und Niederland vor¬
handen oder noch dahinwärts geschickt uud abgeordnet werden möchte".
Wallen st ein war im Jahre 1583 geboren. Das Stammschloß seiner Sein Vorleben.
Familie liegt im Kreise Königgrätz in Böhmen. Als sein Vater frühzeitig
Itarb, übergab ihn trotz seines evangelischen (ntraquistischen) Bekenntnisses
ein katholischer Oheim der Jesuitenschule zu Olmütz, wo er nach anfäng¬
lichem Sträuben zur alten Lehre zurücktrat. Nachdem er zu Altorf
bei Nürnberg und in Italien studiert hatte, nahm er Kriegsdienste
uud erwarb sich aus Feldzügen gegen Venedig und in Ungarn hohe An¬
erkennung. Als die Böhmen gegen Ferdinand zu den Waffen griffen, hielt
er fe)t jzn ihm und benutzte nach der Flucht des Winterkönigs die ihm von
seiner ersten früh verstorbenen Frau hinterlassenen Mittel zum Ankauf
von etwa sechzig Gütern, die verurteilten Aufrührern abgesprochen waren,
oeitte in Nordböhmen gelegenen weiten Besitzungen wurden dabei eiu böh¬
misches Lehnsfürstentum, das den Namen nach dem Schlosse Friedland
(im nördlichsten Zipfel Böhmens) empfing. In zweiter Ehe vermählte er