Full text: Deutsche Geschichte vom Zeitalter der Reformation und Preußische Geschichte bis zum Tode Friedrichs des Großen (T. 5)

46 Erster Zeitraum von 1500 bis 1648. 
leiten ließ, hatte durch seine abweisende Haltung Gustav Adolf gegen¬ 
über das Unglück der protestantischen Stadt verschuldet; trotzdem konnte 
er auch jetzt nur durch die Androhung offener Gewalt zum Anschluß an 
feinen Schwager veranlaßt werden. Auch dem Kurfürsten von 
Sachsen half feine „Neutralität" nichts; denn Tilly erhielt Befehl, 
in Sachsen einzufallen, um Johann Georg zur Aufgabe feiner unent¬ 
schiedenen Stellung zu zwingen. Erbittert über die Plünderungen der 
wilden kaiserlichen Soldateska, schloß sich der Kurfürst jetzt auch an den 
Schwedenkönig an und ließ fein Heer, 18000 meist neu angeworbene 
Leute, zu Gustav Adolf stoßen. 
srlitenleiViGsi Breitenseld, nordöstlich von dem eben von den Kaiserlichen 
eingenommenen Leipzig, trafen die beiderseitigen Heere auseinander, 
jedes 40000 Mann stark. Während Tillys Heer, nach hergebrachter 
Weise in schwerfälliger Tief stell ung geordnet, eine zusammenhängende 
Linie bildete, hatte der König feine Truppen in leichtbewegliche Haufen 
geteilt und in der Mitte feiner Aufstellung eine Öffnung gelassen. 
Mit einem einfachen grauen Überrock angetan, sprengte Gustav Adolf 
vor die ©einigen und ermahnte sie zu tapferm Kampfe. Siebenmal 
ritten die Pappenheimifchen Kürassiere an, siebenmal wurden sie zurück¬ 
geworfen. Wohl gelang es Tilly, die Sachsen, die den linken Flügel 
einnahmen, beim ersten Anprall in die Flucht zu schlagen; als aber 
die Schweden in seine Flanke kamen, erlitt er, der bis dahin nie be¬ 
siegte Kriegsheld, eine schwere Niederlage. 
So war mit einem Schlage die dem norddeutschen Protestantis¬ 
mus durch das Restitutionsedikt drohende schwere Gefahr beseitigt. 
Während JohannGeorg von Sachsen in Böhmen einmarschierte, 
nahm Gustav Adolf feinen Weg über Erfurt nach Franken, wo er 
Zug°liach*dem Würzburg eroberte. Hierbei zeichnete sich Herzog Bernhard von 
Rhein. Weimar aus, der sich mit anderen deutschen Fürsten dem glaubens¬ 
verwandten Schwedenkönig angeschlossen hatte. Über Frankfurt am 
Main, dessen Bürgerschaft ihm bei seinem Durchzug zujubelte, wandte 
sich Gustav Adolf in die Rheinpfalz und befreite sie wie auch fast 
das ganze Elsaß von den Kaiserlichen. Daraus drang er gegen Bayern 
Schlacht am Sech vor. Nahe der Mündung des Lechs erzwang er nach einem dreitägigen 
imb Tlllys Tod Geschützseuer den Übergang über den Fluß und besiegte Tilly wieder¬ 
um. Dieser war, eine Fahne in der Hand, auf die vordringenden 
Schweden losgegangen, aber eine Kugel zerschmetterte ihm einen 
Schenkel; er starb bald daraus zu Ingolstadt. Gustav Adolf stellte in 
Augsburg die neue Lehre wieder her und zog in München ein, das 
er trotz feiner früheren drohenden Bemerkung, die Namen Magde¬ 
burg und München fingen mit demselben Buchstaben an, verschonte. 
Hierbei erlebte Friedrich V., der vertriebene „Winterkönig", die Ge¬ 
nugtuung, an der Seite Gustav Adolfs in die Hauptstadt feines Tod-
	        
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