Aus dem Vorwort zur zweiten Auflage.
Ju der vorliegenden Bearbeitung wird man nicht ganz unwesentliche
Änderungen und einige grundsätzliche Neuerungen finden, sie auch hoffent¬
lich als eine Verbesserung anerkennen. Zunächst galt es, die aus dein allzu
belasteten Untertertiapensum ausgeschiedenen Stücke mittelalterlicher Ge¬
schichte, die das Wissenswerteste über die außerdeutschen Staa¬
ten berichten, hier nachzutragen, was in der Form einer Einleitung ge¬
schehen ist. Wenn dieser Überblick über ,,die wichtigsten anßerdentschen Staa¬
ten Enropas bis zum Beginn der Neuereu Zeit" sich als eiu bei aller
Beschränkung zusammenhängender Abriß der mittelalterlichen Geschichte
Frankreichs, Englands, Spaniens, des osmanischeit Reiches
und des Kirchenstaates darstellt, so möge man hierin keine unangemessene
Erweiterung des Pensums der Obertertia erblicken. Der Zuwachs an Me--
morierftoff, den gefürchteten „Zahlen", ist ganz gering; dagegen erhofft
der Verfasser von der Durcharbeitung dieser in nuce gebotenen Geschichte
des europäischen Mittelalters eine gute Vorbereitung des Schülers auf die
au Umfang kleine, an Inhalt aber so überaus reiche und gewichtige Lehr-
ausgabe seiner Stufe. Mit vollem Recht sagt nämlich Anler in feinen Aus¬
führungen über die Methodik und Didaktik des Geschichtsunterrichts int
„Haudbuch für Lehrer höherer Schulen" (Teubner 1906, S. 699): ,,D e r
Blick darf sich in Obertertia nicht in ehr auf Deutschland be¬
schränken, der Standpunkt muß schon hier und in Unter¬
sekunda ein europäischer ) ein."
Aber diese aus der Einleitung des Buches gewonnene Kenntnis der wich¬
tigsten Momente im Werdegang der großen europäischen Staaten würde nicht
ans die Dauer vorhalten, wenn im weiteren Verlaufe der Darstellung die
außerdeutsche Geschichte, wie es bei Schenk geschah, nur bruchstückweise und
für den Schüler meist ganz zusammenhangslos herangezogen wird. Es scheint
vielmehr notwendig, diesen fehlenden Zusammenhang dauernd herzustellen,
und so ist in der vorliegenden Bearbeitung an den Stellen, wo der Gang der
Entwicklung oder der Ereignisse den Blick auf die außerdeutschen Staaten
lenkt, stets an die frühere zusammenfassende Betrachtung an¬
geknüpft worden. Der Schüler ist demnach in die Lage versetzt, sich bei¬
spielsweise die französische oder englische Geschichte des ihn gerade beschäfti¬
genden Abschnittes ohne jede Schwierigkeit an der Hand seines Lehrbuches,
unterstützt durch die zahlreich eingefügten Zurückverweisungen, zu vergegen¬
wärtigen, was vielleicht vom Realgymnasiasten und Oberrealschüler beson¬
ders dankbar empfunden werden dürfte, aber für den Gymnasiasten ebenso
wünschenswert ist. Daß der Geschichtsunterricht aus der neu-