3. Vom Verrat Italiens bis zur Gegenwart.
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worden war, eine fast übermenschliche Leistung (11. I. 1916)! -Beide
Könige flüchteten, wie es der von Belgien hatte tun müssen, zu den
großen Verbündeten, die ohnmächtig ihrem Untergänge zuschauten.
Unsere Feiude wußten sehr wohl, welch ungeheure Bedeutung ein Die mserjoigc
siegreiches Vorgehen der Mittelmächte auf dem Balkan haben mußte, HE u.Wmter
und verdoppelten deshalb im Herbst 1915 ihre Anstrengungen, unsere
Linien zu durchbrechen; aber vergeblich. Wohl hat die am 22. Sep¬
tember einsetzende dritte „Große Offensive" im Westen, die in der
Richtung auf Lille (Loos) und an der Aisne (Perthes) ihre Haupt¬
stellen hatte, mit ihrem furchtbaren Trommelfeuer aus lOOOO Ge¬
schützen an einigen Punkten die deutschen Linien etwas zurückgedrängt;
aber auch diese „Septemberschlacht" hat unseren Feinden furchtbare
Opfer gekostet und nichts Wesentliches geändert. Ebenso fruchtlos ver¬
laufen die Versuche, die die Russen seit Weihnachten machen, um von
Beßarabien aus sich zwischen die galizische Front und den Balkan zu
schieben, wodurch sie wohl auch das russeusreuudliche, aber immer noch
zögernde Rumänien zum Eintritt in den Kampf zu bewegen hoffen.
Ganz ergebnislos blieb auch die seit Anfang Oktober vollzogene Lan¬
dung von großen englisch-französischen Streitkräften in der griechi¬
schen Hafenstadt Saloniki; die Hoffnung dieser Mächte, Griechen¬
land auf ihre Seite zu ziehen, hat sich trotz schmachvoller Mißhandlung
des neutralen Landes dank der Festigkeit des Königs Konstantin,
des Schwagers unseres Kaisers, nicht verwirklicht. Und immer lauter
werden die Stimmen in Frankreich und England, die auch die Aufgabe
dieses zwecklosen Abenteuers fordern, das ebenso verlustreich enden
könne wie das Dardanellenunternehmen. Dies uämlich haben
beide beteiligten Mächte nach ungeheuren Opfern unter dem verdienten
Hohngelächter Europas am 9. Januar 1916 aufgegeben, da alle An¬
griffe an der ehernen Ausdauer des türkischen Heeres gescheitert waren.
So ist in demselben Angenblicke, wo die ungestörte Verbindung der
Mittelmächte mit der Türkei durch die Niederwerfung Serbiens her¬
gestellt und dem „Balkanzug" Berlin — Konstantinopel glatte
Fahrt eröffnet wurde, auch die unbehinderte Fortführung dieser Linie
über die türkische Hauptstadt hinaus nach Mesopotamien gesichert
worden. Da auch am Tigris die Türken den Engländern zähen Wider¬
stand leisten und Bagdad vor ihnen schützen, so ist die neue Weltlinie
Hamburg — Bagdad jetzt für die Mittelmächte und ihre Fr?uuoe
frei. Möge von ihr aus der Stoß ins Genick der Engländer, vach dem
Snezkanal, glücken!