Full text: Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. (Th. 1)

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erklärte er ihm den Krieg. Dieser sandte nach Sachsen, um Hülfe für sich 
zu verlangen. Es ward ihm aber Asich gesandt mit der Schaar der Merse¬ 
burger und einem starken Hausen Hassigauer*), wozu ihm noch ein thü¬ 
ringisches Aufgebot gegeben wurde. Jene Schaar nämlich war aus Räubern 
gesammelt. Denn König Heinrich war gegen die Fremden ziemlich strenge, 
gegen seine Landsleute aber in allen Dingen sehr milde; so oft er deshalb 
sah, daß ein Dieb oder Räuber ein tapfrer Degen und tüchtig zum Kriege 
fei, verschonte er ihn mit der gebührenden Strafe; aber er versetzte ihn in 
die Vorstadt von Merseburg, gab ihm Aecker und Waffen, und befahl ihnen 
nun die Landsleute zu verschonen, gegen die Barbaren aber, so viel sie sich 
getrauten,_ Räubereien auszuüben. Die aus solchen Leuten gesammelte 
Menge also stellte eine vollständige Heerschaar zum Kriegszuge. Da aber 
Bolizlav von dem Heere der Sachsen hörte, und daß die Sachsen besonders 
und die Thüringer besonders gegen ihn zögen, theilte auch er seine Genossen, 
und klugend Rathes, wie er war, beschloß er beiden Heeren zu begegnen. 
Als aber die Thüringer die Feinde unvermuthet sich gegenüber sahen, ver¬ 
mieden sie durch die Flucht die Gefahr. Asich hingegen mit den Sachsen 
und der übrigen Hülfsmannfchaft stürzte ohne alles Zögern auf die Feinde, 
schlug den größten Theil von ihnen mit den Waffen nieder, trieb die 
Uebrigen in die Flucht und kehrte siegreich zum Lager zurück. Und da er 
von dem Heere, welches die Thüringer verfolgt hatte. Nichts wußte, erfreute 
er sich zu sorglos des errungenen Sieges. Als aber Bolizlav unser Heer 
zerstreut und die Einen beschäftigt sah, den Getödteten die Rüstungen ab¬ 
zuziehen, Andre Streu für die Pferde zu sammeln. Andre ihren Körper zu 
pflegen, vereinigte er das geschlagene und das zurückgekehrte Heer, fiel über 
die Nichts Ahnenden und durch den eben errungenen Sieg sicher Gemachten 
plötzlich her und erschlug den Feldherrn sammt unserm ganzen Heere. Von 
da brach er auf gegen die Feste jenes Häuptlings, nahm dieselbe auf den 
ersten Anlauf und machte sie zur Einöde bis auf den heutigen Tag. Und 
es währte dieser Krieg bis in das vierzehnte Regierungsjahr des Königs; 
von da an verblieb er dem Könige ein treuer und nützlicher Diener. 
Als aber der König von jener Niederlage Botschaft erhielt, wurde er 
darüber keineswegs bestürzt, sondern gestärkt durch göttliche Kraft rückte er 
mit dem ganzen Heere in das Gebiet der Barbaren**) ein, um ihrem Wüthen 
Einhalt zu thun. Es waren nämlich jene schon vorher von seinem Vater 
mit Krieg überzogen worden, weil sie die Gesandten seines Sohnes Thons- 
mar verletzt hatten, von welchem wir in der Folge ausführlicher zu sprechen 
gedenken. Der neue König also beschloß einen neuen Feldhauptmann zu 
bestellen, und er wählte zu diesem Amte einen edlen, rüstigen und gar klugen 
Mann, Namens Hertmann.***) Durch diese hohe Stellung aber erregte 
Hertmann den Neid nicht allein der übrigen Fürsten, sondern auch seines 
Bruders Wichmann. Deshalb entfernte sich dieser sogar unter dem Vor¬ 
wand einer Krankheit vom Heere. Denn es war Wichmann ein gewaltiger, 
tapfrer Mann, hochstrebend, kriegserfahren und von solchem Wissen, daß 
seine Untergebenen von ihm rühmten, er wisse mehreres, was über mensch¬ 
liche Kunst hinaus ginge. Herimann aber, welcher sich an der Spitze des 
*) D. H. aus dem Hasgau, in welchem Merseburg liegt. 
**) Nämlich der Redarier. An der unteren Elbe und Havel. Sch. 
***) Aus dem Geschlechte der Billunger. S.
	        
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