Full text: Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. (Th. 1)

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Menschen und Pferde zerstreut; achttausend Sachsen, die Söhne eines 
großen und tapferen Volkes, bedeckten das Schlachtfeld, aber auch fünf¬ 
tausend Königliche, und unter diesen waren mehr Edle als unter den 
Sachsen; der Verlust der Sieger war daher größer als der der Besiegten. 
Nach Bestattung der Todten setzte der König seinen Kriegszug weiter 
durch Thüringen und Sachsen fort und verwüstete nach der rauhen Sitte 
der Zeit die gesegneten Gefilde dieser Länder mit Feuer und Schwert. 
Schrecklich hausten namentlich die wilden böhmischen Horden, welche sich so¬ 
gar nicht scheuten, Frauen und Jungfrauen, die sich in die Kirchen ge¬ 
flüchtet, auf den Altären zu entehren und sie dann mit den Kirchen zu ver¬ 
brennen. Doch steigender Mangel der Seinen, den diese durch ihre schonungs¬ 
losen Plünderungen und Verwüstungen muthwillig selbst verschuldet, zwang 
den König, in der Nähe von Halberstadt und Goslar Halt zu machen. 
Um den Krieg zu beenden, ließ er die sächsischen Fürsten, welche sich in 
wohlverwahrten Festen in der Umgegend von Magdeburg verborgen hielten, 
auffordern, sich zu ergeben, indem er ihnen eine gelinde Behandlung in 
Aussicht stellte. Diese Aufforderung hatte bei Markgraf Udo von der 
Nordmark, dem Bischof Werner von Merseburg und einigen anderen säch¬ 
sischen Großen Folge; sie wurden in gelinde Verwahrung gegeben. Die 
meisten jedoch wollten sich nur unter der Bedingung unterwerfen, daß sie 
vor ein Fürstengericht gestellt würden, was der König zurückwies. Indessen 
war der Mangel in seinem Heere bereits so groß geworden, daß er schnell 
mit ihm den Rückzug antrat und es zu Eschwegen a. d. Werra entließ; 
doch sollte es sich am 22. Oktober zu Gerstungen zu einem neuen Feldzuge 
wieder sammeln. Darauf begab sich der König nach Worms zurück. 
Die Lage der aufständischen Sachsenfürsten wurde von Tage zu Tage 
schwieriger. Die Gemeinfreien schrien über ihre Grafen und Bischöfe, sie 
hätten sie in der Schlacht an der Unstrut ihrem Schicksale überlassen, und 
waren keineswegs gewillt, nochmals Gut und Blut für sie zu opfern, ver¬ 
langten jetzt vielmehr heftig nach dem Frieden. Die sächsischen Herren 
mußten fürchten, von ihren eigenen Bauern dem Könige ausgeliefert zu 
werden, und suchten sich daher unter jeder Bedingung mit ihm auszusöhnen. 
Vor allem lag ihnen daran, einen neuen Kampf mit dem Reichsheere zu 
verhindern, bei dem sie unter allen Umständen den Kürzeren gezogen hätten. 
Allein der König wollte nur mit den Waffen in der Hand mit ihnen unter¬ 
handeln und verwies sie auf die Zeit, wo das Reichsheer zusammen¬ 
treten sollte. 
Letzteres hatte sich am 22. Oktober 1075 zu Gerstungen eingefunden. 
Die Sachsen hatten mit ihren letzten Streitkräften ein Lager bei Nord- 
haufen bezogen und schickten, da sie an ernstlichen Widerstand nicht mehr 
denken durften, von da aus Gesandte an den König, um wegen des 
Friedens mit ihm zu unterhandeln. Heinrich verlangte bedingungslose 
Unterwerfung, und auch die übrigen Fürsten waren darin einig, daß nur 
auf diese Weise die unerhörte Empörung gegen König und Reich gesühnt werden 
könne. Nach langem Sträuben beugten die Sachsenfürsten, da ihnen nichts 
Anderes übrig blieb, ihren stolzen Nacken und erklärten sich weinend und 
seufzend zur Unterwerfung bereit. 
Das Reichsheer war während der Verhandlungen bis in die Nähe 
von Sondershausen, vier Stunden südlich von Nordhausen, vorgerückt und 
lagerte hier auf dem weiten, kahlen Plateau der Hainleite zwischen den
	        
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