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Menschen und Pferde zerstreut; achttausend Sachsen, die Söhne eines
großen und tapferen Volkes, bedeckten das Schlachtfeld, aber auch fünf¬
tausend Königliche, und unter diesen waren mehr Edle als unter den
Sachsen; der Verlust der Sieger war daher größer als der der Besiegten.
Nach Bestattung der Todten setzte der König seinen Kriegszug weiter
durch Thüringen und Sachsen fort und verwüstete nach der rauhen Sitte
der Zeit die gesegneten Gefilde dieser Länder mit Feuer und Schwert.
Schrecklich hausten namentlich die wilden böhmischen Horden, welche sich so¬
gar nicht scheuten, Frauen und Jungfrauen, die sich in die Kirchen ge¬
flüchtet, auf den Altären zu entehren und sie dann mit den Kirchen zu ver¬
brennen. Doch steigender Mangel der Seinen, den diese durch ihre schonungs¬
losen Plünderungen und Verwüstungen muthwillig selbst verschuldet, zwang
den König, in der Nähe von Halberstadt und Goslar Halt zu machen.
Um den Krieg zu beenden, ließ er die sächsischen Fürsten, welche sich in
wohlverwahrten Festen in der Umgegend von Magdeburg verborgen hielten,
auffordern, sich zu ergeben, indem er ihnen eine gelinde Behandlung in
Aussicht stellte. Diese Aufforderung hatte bei Markgraf Udo von der
Nordmark, dem Bischof Werner von Merseburg und einigen anderen säch¬
sischen Großen Folge; sie wurden in gelinde Verwahrung gegeben. Die
meisten jedoch wollten sich nur unter der Bedingung unterwerfen, daß sie
vor ein Fürstengericht gestellt würden, was der König zurückwies. Indessen
war der Mangel in seinem Heere bereits so groß geworden, daß er schnell
mit ihm den Rückzug antrat und es zu Eschwegen a. d. Werra entließ;
doch sollte es sich am 22. Oktober zu Gerstungen zu einem neuen Feldzuge
wieder sammeln. Darauf begab sich der König nach Worms zurück.
Die Lage der aufständischen Sachsenfürsten wurde von Tage zu Tage
schwieriger. Die Gemeinfreien schrien über ihre Grafen und Bischöfe, sie
hätten sie in der Schlacht an der Unstrut ihrem Schicksale überlassen, und
waren keineswegs gewillt, nochmals Gut und Blut für sie zu opfern, ver¬
langten jetzt vielmehr heftig nach dem Frieden. Die sächsischen Herren
mußten fürchten, von ihren eigenen Bauern dem Könige ausgeliefert zu
werden, und suchten sich daher unter jeder Bedingung mit ihm auszusöhnen.
Vor allem lag ihnen daran, einen neuen Kampf mit dem Reichsheere zu
verhindern, bei dem sie unter allen Umständen den Kürzeren gezogen hätten.
Allein der König wollte nur mit den Waffen in der Hand mit ihnen unter¬
handeln und verwies sie auf die Zeit, wo das Reichsheer zusammen¬
treten sollte.
Letzteres hatte sich am 22. Oktober 1075 zu Gerstungen eingefunden.
Die Sachsen hatten mit ihren letzten Streitkräften ein Lager bei Nord-
haufen bezogen und schickten, da sie an ernstlichen Widerstand nicht mehr
denken durften, von da aus Gesandte an den König, um wegen des
Friedens mit ihm zu unterhandeln. Heinrich verlangte bedingungslose
Unterwerfung, und auch die übrigen Fürsten waren darin einig, daß nur
auf diese Weise die unerhörte Empörung gegen König und Reich gesühnt werden
könne. Nach langem Sträuben beugten die Sachsenfürsten, da ihnen nichts
Anderes übrig blieb, ihren stolzen Nacken und erklärten sich weinend und
seufzend zur Unterwerfung bereit.
Das Reichsheer war während der Verhandlungen bis in die Nähe
von Sondershausen, vier Stunden südlich von Nordhausen, vorgerückt und
lagerte hier auf dem weiten, kahlen Plateau der Hainleite zwischen den