Übergang zur Neuzeit.
Die Zeit -es Humanismus. (1450—1517.)
Übersicht.
Nach den Konzilien ist die kirchliche Machtstellung des Papsttums
wiederhergestellt,- aber die Kirche verliert an Einfluß auf das geistige
Leben. Dieses erfährt durch Vertiefung und Erweiterung des Studiums
der Alten und besonders durch Wiederbelebung der alten Kunst eine Um¬
wandlung, die man als Renaissance (geistige Wiedergeburt) bezeichnet.
Ihre literarische Erscheinung ist der Humanismus. Dieser trachtet da¬
nach, an dem großen Vorbilde der Antike das rein Menschliche, das
Humane, zu erkennen nnd dies im Leben zu verwirklichen. Da er eine
Umwälzung überkommener Anschauungen auf manchen Gebieten in sich
schloß, so spielt vielfach in die überwallende Begeisterung für die Antike
eine Abkehr von der christlichen Gedankenwelt hinein. Aber in diesem
Anschauungskreise beruht so wenig der Kernpunkt der neuen Bewegung,
daß vielmehr die Päpste zu ihren Hauptförderern in Italien zählten (der
Petersdom, der erhabenste Ausdruck der Renaissancekunst). Die Ent¬
deckung der Neuen nnd die Erschließung eines großen Teiles der
Alten Welt durch Spanier und Portugiesen erweitert den Schauplatz
der Geschichte über seine bisherigen Grenzen und bringt eine Fülle neuer
Kenntnisse und Anschauungen nach Europa.
Deutschland. Die Habsburger benutzen die Kaiserwürde, um ihre
Hausmacht zu vergrößern.
Während die Kaisermacht selbst zunächst in den Händen eines
schwachen Inhabers zum Schatten hinabsinkt, wächst die Macht des
Fürstentums; die Städte, von der Höhe politischer Macht herabsinkend,
erleben jetzt erst ihre größte wirtschaftliche unb künstlerische Blüte. Der
Ritterstand verliert an Bedeutung, da seine kriegerischen Leistungen von
denen der Landsknechte überholt sind.
Den unteren Ständen in den Städten und den Bauern ist,
seitdem die Kolonisation im Osten aufgehört hat, die Möglichkeit zur Aus¬
wanderung und damit zur Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage ge¬
nommen; ihre Unzufriedenheit äußert sich schon in Aufständen.
Unter dem Eindrücke der schweren Verluste an den Grenzen und in
der Besorgnis vor neuen, größeren wird die Reichsreform zustande ge¬
bracht. Da sie aber alle Macht den Ständen gibt, hat sie von vorn¬
herein einen Gegner am Kaiser.