Full text: Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege

Augusta, Kaiserin von Deutschtand und Königin 
von Areußen. 
I. Das Leben der Fürstin. 
3m schönen Thüringerlande, dem Herzen von Deutschland, 
liegt das Großherzogtum Sachsen-Weimar. Hier regierte zu 
Anfang dieses Jahrhunderts der kunstsinnige Großherzog Karl 
August. Er war besonders ein Freund der edlen Dichtkunst und 
hatte aus diesem Grunde die gefeiertsten Dichter, welche Deutsch¬ 
land jemals besessen hat, an seinen Hof gezogen. Der Dichterfürst 
Goethe, Schiller, Herder, Wieland u. a. hatten in Weimar ihre 
zweite Heimat gefunden und waren die ständigen Gäste und Be¬ 
gleiter des edlen Großherzogs. Nicht minder waren sie befreundet 
mit dem Sohne dieses Fürsten, dem späteren Großherzoge Karl 
Friedrich, und dessen liebenswürdiger Gemahlin Maria Paulowna, 
einer Großfürstin von Rußland. Dem letztgenannten fürstlichen 
Paare schenkte der liebe Gott am 30. September 1811 ein zweites 
Töchterlein, welches in der heil. Taufe die Namen Augusta Maria 
Luise Katharina erhielt und von der Vorsehung dazu bestimmt 
war, einst den Thron des deutschen Vaterlandes als Kaiserin zu 
zieren. Die guten Thüringer, dieses treue, ehrliche, biedere Volk, 
sind von jeher ihren Fürsten herzlich zugethan gewesen, und ist 
es deshalb auch wohl nicht zu verwundern, daß Stadt und Land 
mit einstimmten in die herzliche Freude und den innigen Dank 
gegen Gott, welcher den großherzoglichen Hof bei der Geburt 
dieses Töchterleins erfüllte. Es war aber auch ein herziges 
kleines Prinzeßchen, das in der guten Musenstadt das Licht der 
Welt erblickt hatte. Die Frau unsers Lieblingsdichters Schiller 
schrieb darüber an die Schwester des glücklichen Vaters, des Erb¬ 
prinzen Karl Friedrich: „Ich muß Ihnen gleich sagen, daß ich das 
neugeborene Prinzeßchen gesehn habe, und daß es ein wunderschönes
	        
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