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Nachtrag.
Nachtrag.
Die Blätter dieses Buches lagen Ende Juli 1914 fertig vor, so daß TRitte
August v. 3- das Wert im Buchhandel hätte erscheinen können. Da setzte der
jäh ausbrechende IDeltfrieg auch dieser Arbeit ein Ende. Dem Verlag, der den
größten Teil seiner Arbeitskräfte ins Feld schickte, war es nicht möglich, die
Drucklegung zu besorgen, fluch schien ihm die Zeit zur Verausgabe eines Lehr¬
buches der (Beschichte nicht geeignet. Die Lernenden und geroiß auch ein großer
Teil der Lehrenden, für die das Buch in erster Linie bestimmt roar, hatten den
friedlichen Unterrichtsraum mit dem blutigen Schlachtfelde vertauscht, fluch
einer der Verfasser roar zum Heere eingetreten.
Erst nach Verlauf von fast sieben Kriegsmonaten, nachdem unsere tapferen
Armeen im westen und (Osten das geliebte Vaterland von Feinden gesäubert
und große Gebiete der gegnerischen Staaten in fester Hand hatten, und nachdem sich
gezeigt hatte, daß unser Wirtschaftsleben die Hoffnungen der Feinde zuschanden
machte und auch das geistige Leben sich wieder in gewohnten Bahnen be¬
wegte, entschlossen sich Verleger und Verfasser, das Buch fertigzustellen. Nicht
zum wenigsten mitbestimmend für diesen Schritt roar auch die hocherfreuliche
Tatsache, daß unsere Soldaten, obschon sie seit Monaten in schweren Feld-
schlachten mit zahlenmäßig überlegenen Gegnern rangen oder im aufreibenden
Stellungskampfe dem immer wiederholten feindlichen Anprall standhielten, ein
stets wachsendes Bedürfnis nach geistiger Nahrung zeigten.
tDir widerstehen dem versuche, so reizvoll die Arbeit an sich wäre, den
Verlauf des großen Ringens bis zu der Stunde zu schildern, roo uns die
Zeitungen die gewaltige Siegesbeute aus der IDinterschlacht an der ost-
preußischen Grenze meldeten. Geschichtliche Ereignisse, die noch im Werden be¬
griffen sind, können noch nicht in einem geschichtlichen Lehrbuche behandelt
werden. (Beschichte ist das Wissen und verstehen des Geschehenen, dessen,
das abgeschlossen hinter uns liegt. Selbst die Ursachen zu dem Weltkriege,
so offen sie uns heute bereits zu liegen scheinen, sind noch nicht genug ge¬
klärt, um hier abschließend besprochen zu werden. Wir wollen uns darum
bescheiden, die wichtigsten Ereignisse in zeitlicher Reihenfolge zusammenzustellen,
die ausführliche Behandlung des gewaltigen Ringens, das für uns und unsere
Verbündeten ein Kampf um Sein oder Nichtsein ist, jedoch einer späteren
Zeit vorbehalten.
Die Ereignisse des europäischen Krieges.
1914 (Nach den amtlichen Meldungen zusammengestellt.)
28. 6. Ermordung des österreichisch = ungarischen Thronfolgers Erzherzog Franz Fer¬
dinand und seiner Gemahlin durch serbische Verschwörer zu Serajeroo in Bosnien.
23. 7. Österreich-Ungarn stellt der serbischen Regierung ein Ultimatum und fordert
darin ehrliche Untersuchung des Verbrechens vom 28. Juni unter Mitwirkung
österreichischer Beamter, strenge Bestrafung der Schuldigen und das ver¬
sprechen, daß die großserbische Bewegung aufhöre.