Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

Kaiser Friedrich II- 
167 
schwäbischen Adels zu dem sechszehnjährigen Friedrich nach Sicilien und 
forderten ihn auf nach Deutschland zu kommen und die königliche Krone 
auf sein Haupt zu setzen. Friedrich fragte den Papst um Rath, und 
dieser willigte ein, daß er ziehe, nachdem Friedrich feierlich gelobt hatte, 
sobald er die Kaiserkrone trage, Neapel an seinen, erstgebornen Sohn 
als ein eigenes Königreich zu übergeben. Durch Graubünden, wo der 
Bischof von Chur für ihn war, kam er an den Bodensee (1212), wo 
ihn die Stadt Konstanz aufnahm, obwohl Otto schon in Ueberlingen, am 
jenseitigen Seeufer, angekommen war. Otto wich immer weiter zurück, 
Friedrich rückte vor und wurde von dem Volke mit Jubel empfangen; 
denn er war ein herrlicher Jüngling, mittleren Wuchses, blondhaarig 
wie alle Hohenstaufen und verstand es vortrefflich mit den Gemeinen 
wie mit den Vornehmen umzngehen. Letztere gewann er besonders auch 
dadurch, daß er von dem Reichsgute und dem hohenftaufischen Fami- 
lienbefitze reichlich unter seine Anhänger austheilte, wie er denn über¬ 
haupt mit dem Reichsgute, mit Privilegien u. s. w. mehr als freigebig 
schaltete. Sein Gegner Otto benahm sich um so unkluger, indem er 
1214 mit einem schönen Heere gegen den mit Friedrich II. verbünde¬ 
ten Franzosenkönig in's Feld rückte zu Gunsten seines englischen Vetters; 
allein den 27. Juli 1214 wurde er bei Bouvines im Hennegau voll¬ 
ständig geschlagen und verlor den letzten Schimmer von Ansehen. Fried¬ 
rich ließ ihn ruhig in seinen Erblanden sitzen, wo er 1218 starb. Er 
selbst wurde 1215 in Aachen als deutscher König gekrönt; er wiederholte 
hier feierlich sein Versprechen wegen der Trennung seines ererbten sici- 
lischen Reiches und gelobte ebenso feierlich einen Kreuzzug. Er blieb 
bis 1220 in Deutschland und erließ den geistlichen Fürsten noch vollends, 
was die Kaiser bisher bei der Belehnung und dem Absterben eines geist¬ 
lichen Fürsten zu beziehen hatten. Dabei zeigte es sich bereits, daß er nicht 
halten werde, was er wegen Sicilien versprochen hatte; denn insge¬ 
heim warb er für seinen Sohn Heinrich um die deutsche Königskrone, da 
diesem doch nur die sicilische bestimmt war. Friedrich setzte es auch wirk¬ 
lich durch, daß Heinrich König von Deutschland wurde, während er selbst 
sein südliches Königreich für sich behielt; denn dieses liebte er vorzüg¬ 
lich, und seine ganze Politik von 1220 an beweist, daß er Deutschland 
als Nebenland betrachtete, Italien aber als Hauptland. Der Papst 
Honorius III. (Jnnocenz III. war 1216 gestorben) gab sich alle Mühe, 
Friedrichen in Güte zu dem versprochenen Kreuzzuge zu bewegen; wirk¬ 
lich versprach dieser das eine- um das anderemal, und jedesmal feier¬ 
licher — namentlich bei seiner Krönung zum Kaiser im November 1220, 
ebenso 1225, wo er sich selbst dem Banne verfallen erklärte, wenn er 
binnen zwei Jahren den Kreuzzug nicht unternehmen würde —, in 
nächster Zeit nach Palästina zu segeln, fand aber immer Gelegenheit,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.