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Die Geschichte der Pfalz ist durch Teilungen uoch weit verwickelter
als die des Hauptlandes Bayern. Es soll hier in erster Linie von deu
„Kurfürsten" der Pfalz erzählt werden.
I. Die alte K u r l i n i e. (Später Heidelberger Linie.)
Rudolf, der Bruder Ludwigs des Bayern, hinterließ drei Söhne:
Adolf, Rudolf II. und Ruprecht I. Ersterer war frühzeitig
gestorben und hatte ein unmündiges Söhuleiu R u p r e ch t hinterlassen.
Anfänglich führten die beiden Brüder die Regierung gemeinschaftlich und
zugleich für ihren kleinen Neffen als Bormunde. Nach 9 Jahren aber
nahmen alle drei eine Teilung vor. Rudolf erhielt deu größten Teil der
Rheinpfalz und die beiden Ruprechte (Oheim und Neffe) die Oberpfalz
mit Arnberg, welche Stadt sie znr Residenz bestimmten. Rudolf von der
Pfalz starb bald und wurde von den beiden Ruprechten beerbt. Dem
ländergierigen Kaiser Karl IV. mußten sie zwar einige Besitzungen in
der Oberpfalz abtreten; aber er sprach ihnen dafür in der goldenen Bulle
die Kurwürde allein zu, welche vertragsmäßig zwischen der Pfalz und
Bayern wechseln sollte.
Damals herrschte der schwarze Tod in der Pfalz und forderte viele
Opfer. Das Volk glaubte, die Juden seien an der schrecklichen Krankheit
schuld; denn sie hätten die Brunnen vergiftet. Es entstand infolgedessen
eine grausame Verfolgung der Israeliten, deren viele erschlagen wurden.
Ruprecht schützte die Verfolgten, soviel er konnte; aber die Wut des auf¬
gereizten Volkes ließ erst nach, als sich die Seuche legte.
Der ältere Ruprecht stiftete 1386 die Hochschule zu Heidelberg, die
nachmals eine der berühmtesten Deutschlands wurde. Vier Jahre darnach
starb er und sein Neffe und bisheriger Mitregent Ruprecht II. wurde
Alleinherrscher in der Pfalz. Er erließ ein Gesetz, welches allen künftigen
Teilungen der Pfalz vorbeugen sollte. Aber es kam nicht zur Durchführung.
Ihm folgte sein Sohn Ruprecht III. In Deutschland regierte zu jener
Zeit ein ganz untüchtiger Kaiser: Wenzel. Die Kurfürsten setzten ihn
ab und wählten daraus Ruprecht von der Pfalz zum Kaiser.
Damit stand wiederum ein Wittelsbacher an der Spitze des Reiches. Leider
konnte dieser ritterliche Mann, obwohl vom besten Willen beseelt, für
des Reiches Wohl und Ansehen wenig ausrichten. Weder in Italien,
wohin er einen Zug unternahm, bei dem ihn die deutschen Fürsten über¬
dies ungenügend unterstützten, noch zuhause gelang es ihm Ordnung her¬
zustellen. Als er mehrere Raubschlösser zerstörte, welche Untergebenen
deutscher Fürsten gehörten, schlossen letztere einen Bund gegen ihn. Von
da an fanden alle seine besten und edelsten Absichten Widerstand, nichts
gelang ihm mehr.