Full text: Das Altertum (Teil 1)

17. Kapitel. Athen unter Perikies. 
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batte die Aufgabe, seine Verbündeten vor äufseren Feinden 
zu schützen; nur Chios, Lesbos und Samos stellten noch 
Schiffe zur Bundesflotte; alle ändern Staaten fanden sich mit 
Geldleistungen ab, für welche Athen die Last der Beschaffung 
der entsprechenden Zahl Schiffe übernahm; eben damit wurden 
freilich die „Bundesgenossen“ thatsächlich zu tributpflichtigen, 
meist waffenlosen „Unterthanen“; als sich Samos 440 mit 
persischer Hilfe unabhängig machen wollte, wurde es von Pe¬ 
rikies zu Paaren getrieben. Von dem Gelde der „Bundes¬ 
genossen“ unterhielt der athenische Staat etwa 300 Trieren, der 
Schrecken der Perser und der Bundesgenossen selbst; aber die 
600 Talente, welche aus den etwa 300, in fünf Steuerkreise ge¬ 
teilten Staaten jetzt jährlich eingingen, reichten auch aus, um 
einen Staatsschatz anzulegen und an die athenischen Bürger 
allerlei Entschädigungen für öffentliche Thätigkeiten (Sold für 
die Geschworenen und für die Besucher der Volksversammlungen) 
zu entrichten; ja damit auch die höchsten geistigen Genüsse allen 
Bürgern dieses demokratischen Gemeinwesens ohne Unterschied 
des Vermögens gleichmäfsig zugänglich seien, wurde jedem Bürger 
das Eintrittsgeld ins Theater vom Staate ausgezahlt. Arme Bürger 
wurden auch durch die Kolonisation von Städten wie Sinöpe am 
schwarzen Meer, Amphipolis am Strymon in Thrakien (437), 
Thürii in Unteritalien (444), Histiäa auf Euböa versorgt; jeder 
sollte fühlen, dass er einem Staate angehöre, der für seine Glieder 
etwas leiste; die reichen Bürger freilich, zu denen ohne Zweifel 
Perikies selbst gehörte, hatten kostspielige ,,Leiturgieenu, d. h. 
unbezahlte Leistungen für das Volk, zu tragen (S. 44). Direkte 
Steuern erhob aber der Staat von den Bürgern nur in Notfällen 
(die elocpoQcx, = Kriegssteuer, tribütum); sonst bestritt er seine 
Ausgaben durch die Tribute (cpÖQOi) der Bundesgenossen, die 
Einkünfte von den laurischen Silberbergwerken, die Zölle und 
Marktabgaben (das Oktroi). Die Last des Kriegsdienstes aber 
ruhte jetzt auf allen Bürgern gleichmäfsig vom 18. Jahre an bis 
zum Greisenalter; da der Staat im Notfall mehr als 13000 Hopliten 
für das erste, 19 000 für das zweite Aufgebot (Greise, Jünglinge, 
Metöken) auf bringen konnte, dazu noch 1200 Reiter und 1600 
Bogenschützen (Thuk. II 13), so mufs die freie Bevölkerung 
Attikas für damals mindestens auf etwa 150000 Köpfe ange¬ 
schlagen werden. Den Truppen wurde im Kriegsfall Sold und 
Verpflegungsgeld vom Staat gereicht.
	        
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