Wegteitwort.
Es sind bereits sechs Jahre vergangen, seit in der denkwürdigen
Dezemberkonserenz von 1890 von Allerhöchster Stelle der Ruf nach
Reform des Geschichtsunterrichts erklang.
Als eine der Hauptforderungen wurde betrachtet, daß der Unterricht mehr
als bisher der Anschaulichkeit Rechnung zu tragen, daß man von den
gegenwärtigen Verhältnissen, die dem Schüler bekannt sind, auszugehen
habe, daß die Unterweisung also auf regressivem Wege erfolgen müsse.
Diese Forderung wirkte auf die Vertreter des traditionellen chrono¬
logisch progressiven Ganges geradezu verblüffend, während jenen, die dem
Prinzip der Anschaulichkeit in allen Unterrichtsfächern huldigten, der Mahn-
ruf nur natürlich und berechtigt erschien.
Nichtsdestoweniger hat man es von dieser Seite her bis jetzt noch
nicht versucht, ein methodisches Handbuch für die Lehrer zu verfassen, das
diesen die Möglichkeit und die Nützlichkeit des neuen Verfahrens darthäte
und ihnen zugleich die Anleitung zu letzterem darböte.
Diesem Mangel glaube ich durch die Herausgabe des vorliegenden
Werkes, das zunächst sür die Mittelstufe der Volks- und Mittel¬
schulen und für die Unterklassen höherer Lehranstalten, also für
den ersten Geschichtsunterricht bestimmt ist, abgeholfen zu haben. Lang¬
jähriges theoretisches Studium und mehrjährige Praxis gaben mir wohl
die Berechtigung, den Versuch zu machen, eine den genannten Anforder¬
ungen entsprechende Bearbeitung des historischen Unterrichtsstoffes zu
liefern.
Indem ich nun die Arbeit der Öffentlichkeit übergebe, muß ich erstere
mit einigen Worten begleiten.
Zunächst ist die Forderung des chronologisch regressiven Ganges
im Geschichtsunterrichte zu betrachten.
Alle großen Pädagogen von Ratke und Komensky bis auf
Herbart und Diesterweg haben den Grundsatz der Anschaulichkeit
und der Anpassung des Unterrichts an die Apperzeptions¬
fähigkeit der Schüler gepredigt. Und dies gilt nicht etwa für ein
oder das andere Fach, sondern für den gesamten Unterricht überhaupt.
Im sogenannten Formen- und im Sprachunterrichte sind die genannten
Grundsätze allmählich zur Durchführung gelangt, auch im Realunterrichte
(Geographie und Naturwissenschaften), hier besonders durch die Be-