König Friedrich I.
„Was doch der neue König prunkt, als wär' er schier der Kaiser!
Mit Maß, Herr König! Ei, mich dünkt, fein Sparen wäre weiser.
Der König hört es wohl und spricht: Nicht mir, für die da kommen —
Ich hatte so ein Traumgesicht — hab' ich das Maß genommen."
(|-)0 heißt es in einem Gedicht, das sich auf Friedrich I., Preußens ersten König,.
bezieht. Wie die meisten Fürsten seiner Zeit, hatte derselbe eine große Vor¬
liebe für äußeren Glanz und blendende Pracht. Herrliche Werke der Bildhauerei
und der Baukunst sind uuter seiner Regierung entstanden, so das königliche Schloß,
das Denkmal des Großen Kurfürsten und das Zeughaus. —- Obgleich der König
durch seine Prachtliebe dem Lande sehr große Ausgaben und Lasten verursachte,
war er doch einer der beliebtesten Fürsten. Seine hervorragendste Eigenschaft
war feine Milde uud Leutseligkeit, die wir auch in seinem Antlitz ausgeprägt sehen.
Jugend. Zweihuudertundzwei Jahre vor der Geburt unseres Kaisers wurde
Preußens erster König als dritter Sohn des Großen Kurfürsten zu Königsberg
geboren. Obgleich er vorläufig keine Aussicht auf die Thronfolge hatte, war ihm
doch bei seiner Geburt prophezeit worden, er würde einst die Königskrone tragen.
So hieß es in einem auf ihn verfaßten lateinischen Gedicht:
„Wie kommt's, daß Königsberg in Preußen soll Friederichs Geburtsstadt heißen?
Dieweil die Musen prophezei'n: Prinz Friedrich soll hier König sein."
Von früher Kindheit an war der kleine Prinz kränklich und machte darum
seinen Eltern viele Sorgen. Dazu kam noch, daß ihn seine Amme einmal
aus Unvorsichtigkeit fallen ließ; die traurige Folge davon war, daß der Rücken
des Kindes gekrümmt wurde. Um so größer war die Liebe der Eltern zu dem
Sorgenkinde. Als Friedrich 17 Jahre alt war, starb sein älterer Bruder; der
älteste war schon im zartesten Alter gestorben. Dadurch wurde Friedrich Kurprinz.
Vierzehn Jahre später übernahm er nach dem Tode seines Vaters als Kurfürst
Friedrich III. die Regierung.