A. Bilder aus der Brandenburgisch-
preußischen Geschichte.
8 i. Der Anfnnff des Preußischen Stnotee.
1. Gründung der Nordmark. Das Königreich Preußen hat einen
steinen Anfang gehabt: es ist aus der Mark Brandenburg hervorgegangen,
die noch heute als Provinz den Mittelpunkt dieses Staates bildet. Zur Zeit
Christi wohnten hier deutsche Stämme; später wurden sie durch die Wenden
verdrängt. Diese waren ein kriegerisches Volk und sielen oft in das Deutsche
Reich ein. Daher unternahm der deutsche Kaiser Heinrich 1., auch Vogelsteller
genannt, einen Kriegszug gegen sie, in welchem er dieselben besiegte, und
machte aus einem Teile ihres Landes eine Grenzmark, die Nordmark. Die
Hauptstadt derselben war Salzwedel: hier wohnten die Markgrafen, welche
viel mit den Wenden zu kämpfen hatten.
2. Albrecht der Bär. Zwei Jahrhunderte später (1134) wurde
Graf Albrecht aus dem Hause Ballenstädt zum Markgrafen der Nordmark
ernannt; wegen seiner Tapferkeit hieß er der Bär. Er entriß den Wenden
einen großen Teil ihres Gebietes, eroberte ihre Stadt Brandenburg und nannte
fich seitdem Markgraf non Brandenburg. In dem neu gewonnenen Lande
führte Albrecht das Christentum ein und verpflanzte viele deutsche Ansiedler
dahin, durch welche der Ackerbau und die Gewerbtätigkeit belebt, Dörfer und
Städte angelegt und deutsche Sprache und Gesittung verbreitet wurden. 3o
wurde die Mark Brandenburg ein christliches und deutsches Land.
3. Brandenburg wird Kurfürstentum (1356). Die Markgrafen
von Brandenburg gelangten bald zu großem Ansehen im Reich. 2ie ge¬
hörten zu den mächtigsten deutschen Fürsten. Im Jahre 1356, als in
Brandenburg die bayrischen Markgrafen regierten, wurde die Wahl des deutschen
Kaisers durch ein besonderes Gesetz, die Goldene Bulle, geregelt, und die Mark¬
grafen von Brandenburg traten dadurch in die Reihe der sieben Wahl- oder
Kurfürsten, welche allein das Recht erhielten, die deutschen Kaiser zu wählen.
4. Eine trübe Zeit. Indessen hatte die Mark nach dem Aussterben
des Hauses Ballenstädt unter den bayrischen und luxemburgischen Markgrafen
eine trübe Zeit. Das Unwesen der Raubritter nahm aus eine furchtbare
Weise überhand und brachte das arme Land in äußerste Not. Nirgends
herrschte Ruhe, nirgends Sicherheit. Die Raubritter lauerten den Kaufleuten
auf, nahmen ihnen ihre Waren fort und sperrten sie in die Gefängnisse ihrer
Burgen. Erst durch ein hohes Lösegeld wurden sie wieder frei. Selbst die