Full text: Der erste Geschichtsunterricht (Nr. 17)

(T 
I — 12 — 
er ihm in einem Kriege, der ihm bevorstand, 10000 Mann Hilfstruppen stellen 
wolle. Friedrich willigte ein. 
is. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg 
1701 unter großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den Schwarzen 
Adlerorden. Das ist noch heute der höchste Orden im preußischen Staate. Das 
Ordenszeichen (ein silberner Stern und ein blaues Kreuz an einem orange¬ 
farbenen Bande) enthält die Inschrift: „Jedem das Seine." 
Bei der Krönung trug Friedrich einen Purpurmantel, der von einer Spange zu¬ 
sammengehalten wurde, die eine Tonne Goldes wert war. Sein Gewand war mit 
diamantenen Knöpfen besetzt, von denen jeder an 40000 Mark kostete. 
Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das 
Zepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von 
allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. (Huldigungseid.) Dann erschien 
die Königin. Der König setzte ihr ebenfalls die Krone auf und führte sie zum 
Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem 
Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. — Der König, der als Kurfürst 
Friedrich III. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. 
3. Volksbelustigung. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag 
der Lust und Freude sein. Das rote Tuch, worauf die Majestäten zur Kirche 
gegangen waren, ward unter das Volk verteilt. Auf dem Markte wurde ein 
großer Ochse, der mit Schafen, Rehen und allerlei Geflügel angefüllt war, 
gebraten und der Menge preisgegeben. Dazu strömte, aus zwei Springbrunnen 
roter und weißer Wein, und für 18000 Mark Krönungsmünzen wurden unter 
das Volk geworfen. 3000 Mark schenkte der König den Armen Königsbergs, 
und 30000 Mark gab er zur Erbauung eines Waisenhauses in Königsberg und 
eines Armenhauses in Berlin. 
Z. frißdrieb Cöilbelm I. 1713—1740. 
Wahlspruch: „Der preußische Adler weicht der Sonne nicht." 
1. Hls Kronprinj. Friedrich Wilhelm, der Sohn Friedrichs I., war 
schon als Knabe allem Prunk abhold. Als man ihm einst einen prächtigen, 
goldgestickten Schlafrock fcheukte, warf er ihn ohne weiteres in den Kamin. Seine 
Mutter wünschte, daß er sich seine zarte Haut erhalte und sein Gesicht gegen 
Sonne und Luft schütze. Zu ihrem Schrecken aber fand sie ihn eines Tages, 
wie er in der Mittagssonne lag und sein Gesicht mit Speckschwarte einrieb, um 
dadurch braun „wie eiu Zigeuner" zu werden. 
Einst kam er in das Vorzimmer des Königs. Dort traf er viele Kammerherren und 
Hofleute. Da sie sein einfaches Wesen kannten, redeten sie ihm nach dem Munde und 
meinten, man müsse nicht soviel Geld für unnütze Dinge, besonders für französische Mode¬ 
sachen ausgeben. Der Kronprinz nickte beifällig. Dann warf er seine Perücke ins Feuer 
und sagte: „Beweisen Sie Ihre Worte mit der Tat! Wer es mir nicht nachtut, ist ein 
Lügner." Die Herren sahen sich ganz verdutzt an, mußten aber wohl oder übel ihre kost¬ 
baren Lockenperücken ben Flammen übergeben. 
2. fürforge für das F)eer. Nachdem Friedrich Wilhelm König geworden, 
war es sein Hauptbestreben, eine große, schlagfertige Armee zu haben; denn er 
erkannte, daß er den Feinden des Königreichs dadurch am meisten Achtung ent- 
flößeu konnte. Er vergrößerte das Heer allmählich auf 83000 Mann. Die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.