Staates betroffen, da er von Sachsen bequem zu erreichen war.
Das merkwürdigste Ereignis jener sieben Kriegsjahre war der
Einzug des großen Königs in Erfurt und sein Aufenthalt in
mehreren Dörfern des städtischen Gebietes (s. Nr. 58, 59, 60 u. 61).
Dalbergsche Zeit: Nach dieser schlimmen Zeit (seit 1772)
war der Statthalter v. Dalberg unserm Erfurt ein treuer Helfer und
Berater. Er war besonders ein eifriger Förderer der Künste und
Wissenschaften, so daß unter seiner Statthalterschaft sogar die Universi¬
tät noch einmal für kurze Zeit aufzublühen begann. Hervorragende
Männer, die Brüder Humboldt, Schiller und Goethe, weilten da¬
mals häufig als Gäste in Erfurt, das die großen Naturforscher
Trommsdorff, Bernhardt und Bucholz zu den Seinen zählte. Heute
noch gilt die Dalbergsche Zeit als eine für die Stadt reich ge¬
segnete, obwohl gesagt sein muß, daß es auch Dalberg nicht ge¬
lungen ist, einen dauernden Aufschwung herbeizuführen (s. Nr. 62
u. 63).
Damals umfaßte der erfurtifche Teil des Mainzer Gebietes
das Fürstentum Erfurt mit 2 Städten (Erfurt und Sömmerda), drei
Marktflecken, 72 Dörfern und 4 Schlössern und die Grafschaft
Blankenhain (seit 1794) mit 1 Stadt, 1 Marktflecken, 19 Dörfern
und 1 Schloß. Die Landesregierung befand sich in Mainz, wäh¬
rend in Ersurt besondere Ortsbehörden errichtet waren.
Das Erfurter Gebiet war in folgende neun Aemter geteilt:
Vargnla, Azmannsdorf, Tonndorf, Vippach, Großsömmerda und
die für den jetzigen Landkreis in Betracht kommenden Aemter
Mühlberg, Gispersleben, Alach und endlich das Stadtamt. Die
Grafschaft Blankenhain iUntergleichen) mit Wandersleben verwal¬
tete ein Regierungsrat in Erfurt. Der Ortsvorstand der einzelnen
Gemeinden bestand aus dem Oberheimbürgen und 5 bis 8 Orts¬
vormunden, welche durch Stimmenmehrheit von der Gemeinde in
der Regel auf Lebenszeit gewühlt und vom Kurfürstlichen Amt be¬
stätigt und vereidigt wurden. Der Oberheimbürge war der erste
Vorgesetzte der Gemeinde.
Erfurt wird preußisch: Werfen wir nun wieder einen Blick
auf die geschichtlichen Ereignisse am Ausgang des 18. Jahrhunderts.
In dem wegen der französischen Revolution aufbrechenden ersten
Bundeskriege wurde der rheinische Teil des Mainzer Gebietes hart
betroffen. Die Hauptstadt Mainz selbst wurde von den Franzosen
erobert, und der Kurfürst Friedrich Karl Joseph von Ehrthal,
dem die Erfurter zum Gedächtnis seines Aufenthaltes in ihrer
Stadt (1777) den Obelisken vor den Graden (Friedrich Wilhelms¬
platz) errichtet hatten, sah sich zur Flucht nach hier gezwungen.
Auch viele französische Flüchtlinge fanden in Erfurt ein sicheres
Unterkommen (f. Französische Emigranten in Ersurt, Nr. 64).
Der dem zweiten Bundeskriege folgende Friede von Lüneville
(1801) bestätigte die schon im Frieden von Eampoformio (1797)
beschlossene Abtretung des linken Rheinusers. Er gab den Welt-