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die Grenzgegenden am meisten. Die Heere selbst gingen ein¬ 
ander womöglich aus dem Wege und trafen sich nur absichtlich, 
wenn es galt, einander den Raub abzunehmen. Die Städte 
waren hinter ihren gut verteidigten Mauern sicher und hatten 
nur an ihren vor den Toren liegenden Gütern zu leiden. Un¬ 
bedingt sah die Zeit auf persönliche Tapferkeit, besonders der 
Führer. Wenn diese nicht jegliches Ansehen verlieren wollten, 
so durften sie den Kampf Mann gegen Mann nicht scheuen, und 
so erfahren wir, daß z. B. in der Schlacht bei Schulzendorf im 
Ruppinschen im Jahre 1316 die beiden Heerführer Markgraf 
Waldemar und Heinrich von Mecklenburg in große persönliche 
Gefahr gerieten. Das Kriegshandwerk erforderte denn auch viel- 
jährige ritterliche Übung im Waffenbrauche. Dazu bot das seit 
Anfang des 13. Jahrhunderts in Deutschland aufkommende Ritter¬ 
wesen die beste Gelegenheit. Nur durch Tapferkeit und Meister¬ 
schaft in kriegerischer Tätigkeit konnte die Ritterwürde erworben 
werden. Auch der Nichtadlige genoß dann einer besonderen Aus¬ 
zeichnung, eines unbedingten Vorrangs. Daher strebten selbst 
die Fürsten, der hohen Würde teilhaftig zu werden, und sie ver¬ 
schmähten nicht, das Wort Ritter ihren andern hohen Titeln 
hinzuzufügen. 
Die Herren führten anfänglich so viel zur Verpflegung mit, 
als sie fortschaffen konnten. Trat im Laufe der kriegerischen 
Unternehmung Mangel ein, so nahm man den Unterhalt überall, 
wo man ihn fand. Für den Besitz des Lehens hatte der Lehns¬ 
träger den Aufwand zur Ausrüstung zu bestreiten und hielt sich 
dafür au der Beute und an dem Lösegeld für die Ge¬ 
fangenen schadlos. Große Verluste ersetzte jedoch der Markgraf, 
der seinerseits durch Zölle und Ausschreibung der Kriegssteuern 
im feindlichen Lande seine eigenen Kosten deckte, auch im Not¬ 
fall von den Ständen außerordentliche Steuerbewilligungen 
erhielt. 
Schwere Schutzwaffen für Mann und Roß waren allgemein 
Gebrauch, Speer und Schwert diente dem Adel als Angriffs¬ 
waffen. Das anfänglich nur in sehr geringen Mengen auftretende 
Fußvolk war mit leichten Schutzwaffen versehen und führte Pfeil 
und Bogen, Piken und Sensen. 
R. Lutter („2er Bär"),
	        
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