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und Wissenschaft; darum nennt man ihn wohl auch den letzten
Ritter. Muthig folgte er der flüchtigen Gemse aus die steilsten Alpen¬
höhen. Dabei verkletterte er sich einst auf der Martinswand bei Inns¬
bruck so, daß man ihn verloren gab; doch eilten noch zur rechten Zeit
Bergleute mit Seilen herbei und retteten ihn vom schrecklichen Hunger¬
tods. (Vergleiche das Gedicht von Grün „Die Martinswand".)
Tapfer vertheidigte Maxmilian Deutschlands Ehre gegenüber fran¬
zösischer Prahlerei. Als er in Worms Reichstag hielt, erschien auch
ein französischer Ritter von riesiger Größe, prahlte mit seiner Körper¬
kraft und forderte jeden Deutschen, der sich mit ihm messen wolle, zum
Zweikampfe heraus. Jeder zagte vor solchem Gegner; um so über¬
müthiger höhnte der Franzose. Da ritt ihm aus der Reihe der Deut¬
schen in glänzender Wnffenrüstung und mit geschlossenem Visir ein
Ritter entgegen. Zwar war er um Haupteslänge kleiner als der Fran¬
zose, aber nach kurzem Kampfe flog jener besiegt aus dem Sattel in den
Sand. Und als nun der Sieger das Visir öffnete, siehe, da war es
der Kaiser selbst, „der für Deutschlands Ehre das Schwert gezückt und
den höhnenden Franken heimgeschickt, mit Schimpf und Schande
beladen" — und mit jubelndem Zuruf begrüßte ihn das dankbare Volk.
(Vergl. das entsprechende Gedickt von H. v. Mühten „Es waren viel
Fürsten und Ritter zumal rc."). —
3. Großes ist unter Mazmilians Regierung für das innere Wohl
Deutschlands geschehen. Ruhe und Ordnung, die unter seinem schwachen
und gleichgiltigen Vater gänzlich gewichen waren, hat er dauernd be¬
gründet. Wohl waren auch schon früher allerlei Gesetze gegen Raub¬
ritter und Friedensbrecher erlassen worden (= Gottessrieden rc.), aber
sie hatten nur so lange gegolten, als ein kräftiger Kaiser mit Ernst und
Strenge auf ihre Beobachtung hielt.
Im Jahre 1495 machte jedoch Maxmilian auf dem Reichs¬
tage zu Worms dem Unwesen des Faustrechts für immer ein
Ende, indem er den ewigen Landfrieden einführte. Niemand
sollte von nun ab den andern bekriegen, belagern oder berauben; nie¬
mand sollte ein Schloß, eine Stadt oder ein Dorf mit Gewalt ein¬
nehmen, mit Brand oder auf andre Weife beschädigen; wer es dennoch
thun würde, sollte harter Strafe verfallen.
Vielleicht würden die raub - und kriegslustigen Ritter sich auck
jetzt dem Gesetze nicht gefügt haben, wenn sie sich hinter den Mauern
ihrer Burgen noch so sicher gewußt hätten als früher. Aber die Zeiten
waren andre geworden. Schon 150 Jahre zuvor hatte ein deut¬
scher Mönch, Bertholt» Schwarz, das Schießpulver erfun¬
den. In seiner Zelle hatte er Salpeter, Schwefel und Kohle in einem
Mörser zerstoßen und unter einander gemischt, alsdann aber auf den
Mörser einen Stein gelegt. Zufällig fiel ein Funke in die Mischung;
sie entzündete sich und schleuderte den Stein mit großer Gewalt zur
Decke des Zimmers empor. So lernte man die Kraft des Pulvers
kennen.
Sehr bald kam man auf den Gedanken, sie im Kriege anzuwen-